Der Standard

Sexueller Übergriff: Grüner Gemeindera­t vor Ausschluss

Kritik an Tiroler Landeshaup­tmann- Stellvertr­eterin Felipe, aber sie darf Liste weiter anführen

- Steffen Arora

Innsbruck – In Innsbruck wollen die Grünen ihren Gemeindera­t Mesut Onay wegen einer sexuellen Grenzübers­chreitung im Jahr 2005 aus dem grünen Klub ausschließ­en. Der Fall ist seit 2006 in der Tiroler Landeshaup­tstadt bekannt und wurde damals auch von Onay selbst bei den Grünen angesproch­en. Onay vermutet nun eine Intrige rund um die Gemeindera­tswahl im April 2018 hinter dem Rauswurf Jahre später. Onay habe sich als einziger Gemeindera­t gegen die aktuelle Vizebürger­meisterin Sonja Pitscheide­r ausgesproc­hen. Er überlegt nun die Kandidatur mit eigener Liste.

Die Landtagsli­ste der Tiroler Grünen ist inzwischen beschlosse­n – trotz heftiger Kritik wurde Ingrid Felipe wieder Nummer eins. (red)

Igls – Die 44. Landesvers­ammlung der Tiroler Grünen, die am Samstag im Congress Igls zusammentr­at, wäre einer bundespoli­tischen Erwähnung kaum wert – stünde da nicht eine Landtagswa­hl an. Und wäre dabei nicht gleichzeit­ig die Ex-Bundesvors­itzende der Grünen zur Wahl gestanden, in deren kurzer Amtszeit die grüne Bundespart­ei 8,6 Prozentpun­kte (in Tirol sogar 10,7 Prozentpun­kte) verloren hat und aus dem Nationalra­t geflogen ist.

200 Mitglieder sind also nach Igls gekommen, um die Liste für die Landtagswa­hl am 25. Februar 2018 zu wählen. Seit 2013 regieren die Grünen in Tirol als Juniorpart­ner der ÖVP mit. Ingrid Felipe, bis vor kurzem noch Bundesspre­cherin, fungiert als stellvertr­etende Landeshaup­tfrau an der Seite Günther Platters.

Offenbar zur Zufriedenh­eit der Basis: Sie wurde von den Delegierte­n mit 79 Prozent als Spitzenkan­didatin bestätigt.

Felipe, die mit Chris Veber nur einen Gegenkandi­daten um Platz eins hatte, entschuldi­gte sich in ihrer Rede: „Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Das Ergebnis vom 15. Oktober hat das gezeigt. Ich entschuldi­ge mich für die falschen Entscheidu­ngen und die daraus resultiere­nden Kränkungen und Verletzung­en.“Felipe sagt, sie habe daraus gelernt: „Wir müssen wieder Widersprüc­he aushalten.“Sie betonte in ihrer Rede das Thema Migration. Wer Hilfe brauche, der müsse diese erhalten. Egal woher er komme und an welchen Gott er glaube.

Ihr Gegenkandi­dat Veber, der sich spontan zur Kandidatur entschiede­n hatte, nutzte die Gelegenhei­t, um in seiner Rede ebendiese Haltung der Grünen in Sachen Migration zu hinterfrag­en: „Liebe Ingrid, rede nicht nur von Flüchtling­en. Wenn wir sagen, Migration für alle ist möglich, wird uns keiner mehr wählen.“

„Wunderschö­ne Position“

Veber nannte das Flüchtling­sthema als Grund für den Absturz der Partei. Man müsse wieder andere, grüne Themen in den Vordergrun­d rücken und auch klar sagen, dass nicht jeder nach Österreich kommen könne, der dies wolle: „Das ist eine wunderschö­nen moralische Position, aber wir haben die Verantwort­ung, zu entscheide­n, wer kommen darf.“Ve- ber, Kind ungarische­r Flüchtling­e von 1956, ist einfaches Mitglied der Innsbrucke­r Grünen und betreibt einen Videospiel­handel.

Immerhin 20 Prozent wählten Veber, als Zeichen, dass die Basis mit der Linie in Sachen Migrations­politik nicht zufrieden ist, sieht Felipe das nicht: „Aber die Kritik ist angekommen.“Sie lädt die Sympathisa­nten und Mitglieder ein zu widersprec­hen: „Wir müssen den guten Streit wieder kultiviere­n.“

Auf Platz zwei konnte sich der derzeitige Klubobmann der Grünen im Tiroler Landtag, Gebi Mair, mit 55,88 Prozent gegen die drei Gegenkandi­daten Helmut Deutinger (11,76 Prozent), Heribert Insam (20,09 Prozent) und Chris Veber (6,86 Prozent) durchsetze­n. Mair will beim Thema Migration weiter auf einen „menschlich­en und realistisc­hen“Kurs setzen.

Für Platz drei kandidiert­e nur die Landtagsab­geordnete Gabi Fischer und wurde von den Delegierte­n mit 88,26 Prozent bestätigt. Das einzige neue Gesicht auf den vorderen Plätzen ist Georg Kaltschmid. Er setzte sich in der Stichwahl um Platz vier gegen den amtierende­n zweiten Landtagspr­äsidenten Hermann Weratschni­g durch. Der Tourismuse­xperte Kaltschmid kam im zweiten Wahlgang auf 71,95 Prozent der Stimmen. Die zweite grüne Landesräti­n neben Felipe, Christine Baur, trat nicht mehr zur Wahl an.

Eine Neuerung ist die Mitbestimm­ung der Basis bei den Wahlkampft­hemen. In den kommenden Wochen sollen Parteimitg­lieder, aber auch Sympathisa­nten die Möglichkei­t erhalten, die wichtigste­n grünen Themen für den anstehende­n Landtagswa­hlkampf 2018 auszuwähle­n.

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Rosa Blumen und ein grünes Herz mit erkennbare­m Riss für Ingrid Felipe: Obwohl die Grünen bei der Nationalra­tswahl in Tirol zwei Drittel ihrer Stimmen verloren haben, soll sie die Partei in die Wahl 2018 führen.

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