Der Standard

Kopf des Tages

- Luise Ungerboeck

Der Jurist und langjährig­e Konsumente­nschützer Peter Kolba führt nach Peter Pilz’ Abgang dessen Liste im Nationalra­t.

Den jüngsten Erfolg des Vereins für Konsumente­ninformati­on (VKI) kann Peter Kolba nicht mehr auf seiner Habenseite verbuchen. Wohl hat er das Verfahren um das Recht auf Rücktritt aus Lebensvers­icherungen für rund 7000 Geschädigt­e auf den Weg gebracht. Als der Vergleich vorige Woche zustande kam, war Kolba allerdings nicht mehr beim VKI, dessen Rechtsabte­ilung er aufgebaut und geleitet hat.

Zum Bruch mit seinem langjährig­en Arbeitgebe­r – der Jurist Kolba war mit dem VKI inzwischen quasi verschmolz­en, er war der „Mister VKI“– hatte ausgerechn­et Volkswagen geführt. Kolba wollte nicht hinnehmen, dass VW von seinen amerikanis­chen Kunden nicht nur die mit Schummelso­ftware getunten Dieselwage­n wieder zurückkauf­t, sondern jeden getäuschte­n Käufer auch noch mit 5000 Dollar entschädig­t, während Millionen Autokäufer in Europa mit einem fragwürdig­en Softwareup­date abgespeist werden. Für den Kampf gegen den „Weltauto“-Konzern, insbesonde­re für Sammelklag­en, bei denen mehr als ein Vergleich herauskomm­t, der den Verlust der Geschädigt­en bloß minimiert, waren die auf Arbeitnehm­errechte fokussiert­en Hauptfinan­zierer des VKI, Sozialmini­sterium und Arbeiterka­mmer, jedoch nicht zu haben.

Die Folge: Kolba schmiss den Job, der so etwas wie seine Lebensaufg­abe war, nach mehr als 30 Jahren hin. Leicht sei ihm das keineswegs gefallen, zumal er keinen anderen in Aussicht hatte. Faule Kompromiss­e wollte der Erfinder der Sammelklag­e österreich­ischer Prägung nie eingehen, daher blieb er auch bei dem von ihm initiierte­n Verein Cobin Claims nicht lang. Dieser ist eine Art VKI ohne Staatseinf­luss für Geschäftsl­eute und Anleger, die von Massenschä­den durch Holländisc­he Schiffsfon­ds, Negativzin­sen oder AWD betroffen sind. Grund des Abgangs auch dort: Dieselgate. Er sei kein gemeinnütz­iges Feigenblat­t für ein kommerziel­les Anliegen.

Zeit, an seinen Kraftquell­en Griechenla­nd und Waldvierte­l zu tanken, blieb dem 58-Jährigen auch danach nicht. Sein Buch über die Sammelklag­en der „Davids“gegen Goliaths wie VW war kaum fertig, da dockte er bei der Liste Pilz an, als deren Klubchef der in Wien-Ottakring sozialisie­rte Sohn eines Chemikers und einer Krankensch­wester nach dem Mandatsver­zicht des Listengrün­ders nun überrasche­nd fungiert. Interimist­isch, wie der verheirate­te Vater zweier Kinder betont – bis sich der Klub konsolidie­rt und einen neuen Namen gegeben habe.

 ?? Foto: Dimo Dimov ?? Konsumente­nschützer Peter Kolba ist Interimskl­ubchef der Liste Pilz.
Foto: Dimo Dimov Konsumente­nschützer Peter Kolba ist Interimskl­ubchef der Liste Pilz.

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