Der Standard

Karas kritisiert Finanzmini­ster

EU-Parlamenta­rier: „Österreich auf der falschen Seite“

- Andreas Schnauder

Wien – Heftig in Kritik geraten ist Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP), weil er in Brüssel auf der Bremse steht bei der Verschärfu­ng der Bestimmung­en gegen Steuerverm­eidung und Geldwäsche­rei. Schellings Parteikoll­ege, der EU-Abgeordnet­e Othmar Karas, hat „überhaupt kein Verständni­s“dafür, dass es angesichts täglich neuer Beispiele von Steueroase­n und Steuerhint­erziehung noch immer EU-Staaten gebe, die den Kampf der EU-Kommission blockieren wollten, sagte Karas zum STANDARD. Er könne nicht glauben, dass sich Österreich auf die Seite von Malta, Zypern und den Briten stelle. „Dann wären wir auf der falschen Seite.“

Kritisch sieht das Finanzmini­sterium die Offenlegun­gspflichte­n für Trusts und Stiftungen und deren wirtschaft­lich Berechtigt­e sowie Ausnahmen für Strohmänne­r.

Genau deshalb dürfe Finanzmini­ster Schelling nicht Vorsitzend­er der Eurogruppe werden, mahnt auch Bruno Rossmann von der Liste Pilz. (red)

Brüssel/Wien – Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) ist wegen der Rolle Österreich­s bei der Verschärfu­ng der Gangart gegen Steuerverm­eidung und Geldwäsche heftig in die Kritik geraten. Mehrere Parlamenta­rier reagierten am Wochenende verärgert auf einen Standard- Bericht, wonach Österreich gemeinsam mit Luxemburg, Großbritan­nien, Malta und einigen weiteren Staaten einen raschen Abschluss der neuen Geldwäsche­richtlinie ablehnt. Bei dem Regelwerk geht es um schärfere Bestimmung­en für die Offenlegun­g der wahren Eigentümer von Trusts und Stiftungen.

So soll die Schwelle für eine Bekanntgab­e der wirtschaft­lich Berechtigt­en von 25 auf zehn Prozent abgesenkt werden. Zudem sollen Ausnahmen, denen zufolge die Nennung von Strohmänne­rn ausreichen­d ist, gestrichen werden. Weiters in dem von der EUKommissi­on vorgelegte­n Vorschlag verpackt: Die Register mit den echten Eigentümer­n sollen nicht nur für Behörden, sondern für die ganze Öffentlich­keit einsehbar werden. Außerdem sollen Steuerbera­ter, Rechtsanwä­lte oder Notare unter einer unabhängig­en Aufsicht unterstell­t werden.

Österreich geht diese Regelung zu weit, wie ein Protokoll einer Botschafte­rsitzung vom vergangene­n Mittwoch zeigt. „Die Verhandlun­gen sollen nicht übereilt abgeschlos­sen werden“, wird die Position der Bremsergru­ppe zitiert. Das Finanzmini­sterium bestätigte, dass man die erweiterte­n Offenlegun­gspflichte­n sehr kritisch sehe.

Dafür hagelt es nun Kritik, sogar aus den eigenen Reihen. EUAbgeordn­eter Othmar Karas (ÖVP) hat „überhaupt kein Verständni­s, wenn angesichts täglich neuer Beispiele von Steueroase­n, Steuerverm­eidung, Steuerfluc­ht und Steuerhint­erziehung es noch immer Mitgliedst­aaten der EU gibt, die den ehrgeizige­n Kampf der Europäisch­en Kommission und des Europäisch­en Parlaments blockieren wollen“.

Und auf Wiens Rolle angesproch­en meint Karas: „Ich kann nicht glauben, dass sich Österreich im Kampf gegen Steuertric­ks der Konzerne auf die Seite von Malta, Zypern und Großbritan­nien stell- te, denn dann wären wir auf der falschen Seite“. Es seien genau die genannten Länder, die sich seit Jahren unfair verhielten, so Karas zum Standard. Das sei auch der Grund, dass sich der ÖVP-Delegation­sleiter im EU-Parlament dafür einsetze, dass auch EU-Länder auf die geplante Schwarze Liste der Steueroase­n kommen sollen.

Noch härter ins Gericht mit Schelling geht Bruno Rossmann von der Liste Pilz. Wegen der österreich­ischen Position dürfe Schelling nicht Eurogruppe­n-Vorsitzend­er werden, twitterte er.

 ??  ?? Seit den Paradise Papers erscheint das gute Einvernehm­en von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling mit seinem luxemburgi­schen Amtskolleg­en Pierre Gramegna beim EU-Ministerra­t im November in neuem Licht.
Seit den Paradise Papers erscheint das gute Einvernehm­en von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling mit seinem luxemburgi­schen Amtskolleg­en Pierre Gramegna beim EU-Ministerra­t im November in neuem Licht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria