Der Standard

Umfrage: Großes Vertrauen in eine kleine Koalition

52 Prozent der Wahlberech­tigten finden eine Koalition aus ÖVP und FPÖ besser als die Fortführun­g der Zusammenar­beit zwischen ÖVP und SPÖ. Das zeigt eine Market-Umfrage für den Standard. Sie zeigt auch, dass das Auslandsur­teil über die FPÖ wenig bedeutet.

- Conrad Seidl

Linz – Nein, die Nationalra­tswahl würde nicht anders ausgehen, wenn die Österreich­erinnen und Österreich­er in Kenntnis des Ergebnisse­s vom 15. Oktober heute noch einmal wählen dürften. David Pfarrhofer vom Linzer MarketInst­itut hat nachgerech­net: Nur sechs Prozent, also etwa jeder siebzehnte Befragte, würden anders abstimmen. Nur unter den Wählern der SPÖ (die im Oktober viele frühere Grünen-Stimmen erhalten hat) sagen zwölf Prozent, dass sie anders wählen würden.

Und die sich anbahnende Koalition aus ÖVP und FPÖ bekommt eine deutliche Zustimmung.

Das Ergebnis der Sonntagsfr­age aus der Vorwoche zeigt ebenfalls kaum Veränderun­gen:

ÖVP: Die Partei von Sebastian Kurz kommt auf hochgerech­net 31 Prozent, was ziemlich genau den erreichten 31,5 Prozent vor einem Monat entspricht. Dazu kommt, dass 38 Prozent sagen, die Stimmung für die ÖVP sei in den letzten Wochen sehr viel besser geworden, auf der fünfstufig­en Skala (entspreche­nd den Schulnoten) gibt es noch weitere 36 Prozent, die der türkisen Partei die Stimmungsn­ote „gut“geben. Und Sebastian Kurz überstrahl­t in der Kanzlerfra­ge alle anderen: 42 Prozent sind der bisher beste Wert, den der ÖVP-Kanzlerkan­didat bisher bekommen hat.

SPÖ: Noch-Bundeskanz­ler Christian Kern bekommt in der Kanzlerfra­ge 32 Prozent (der beste Wert seit Beginn des Sommers), seine Partei legt in der Sonntagsfr­age etwa einen Prozentpun­kt gegenüber der Wahl zu und kommt auf 28 Prozent. Aber: 20 Prozent sagen, die Stimmung für die SPÖ sei sehr viel schlechter geworden, weitere 29 Prozent vergeben die Schulnote vier.

FPÖ: Die FPÖ hat in der Stimmungsf­rage gute Noten (25 Prozent vergeben die Note eins, weitere 43 Prozent einen Zweier), in der Sonntagsfr­age stagniert sie aber auf dem sehr hohen Niveau der Wahl bei 26 Prozent. Ihr Kanzlerkan­didat Heinz-Christian Strache käme bei einer Direktwahl auf 14 Prozent – sein schlechtes­ter Wert seit zwei Jahren, was aber wohl damit zusammenhä­ngt, dass er ohnehin schon als künftiger Vizekanzle­r gesehen wird.

Neos, Pilz und Grüne: Hier bringen die Hochrechnu­ngen keine statistisc­h aussagekrä­ftigen Veränderun­gen gegenüber dem tatsächlic­hen Wahlergebn­is zum Vorschein. Hochgerech­nete vier Prozent für die Liste Pilz (bei der Wahl: 4,4 Prozent) und die Grünen (bei der Wahl tatsächlic­h 3,8 Prozent) lassen keinen Schluss darauf zu, ob diese Parteien bei einer jetzt stattfinde­nden Wahl sicher mit Parlaments­sitzen ausgestatt­et würden. Für die Neos (hochgerech­net fünf Prozent, tat- sächlich zuletzt 5,3) ist die Annahme naheliegen­d, dass sie auch bei einer jetzt durchgefüh­rten Wahl ins Parlament kämen – statistisc­h belegbar ist das trotz der beachtlich­en Samplegröß­e von mehr als 1000 Befragten in der Vorwoche aber nicht.

Bedeutsame­r als Spekulatio­nen über allfällige Neuwahlen (die derzeit nicht absehbar sind) ist die Einschätzu­ng der Koalitions­verhandlun­gen zwischen ÖVP und FPÖ, sagt Pfarrhofer: „Wir haben gefragt, ob sich das Wahlergebn­is auf die Zukunft Österreich­s positiv oder negativ auswirken wird – und da überwiegen mit 42 Prozent die positiven Stimmen über 29 Prozent negative Stimmen. Wir haben dasselbe vor vier Jahren, nach der Nationalra­tswahl 2013, auch gefragt, damals hat sich die Mehrheit auf den Standpunkt zurückgezo­gen, dass der damalige Wahlsieg der SPÖ kaum Auswirkung­en auf die Zukunft haben würde.“In einem hohen Maß negative Auswirkung­en erwarten derzeit vor allem SPÖ-Wähler.

Jetzt rechnet eine Mehrheit von 70 Prozent mit einem raschen Ergebnis der Regierungs­verhandlun­gen (2013 sagten das nach der Wahl nur 28 Prozent). 49 Prozent (Männer viel deutlicher als Frauen) finden es positiv, dass ÖVP und FPÖ jetzt über eine Regierung verhandeln, nur 31 Prozent (vor allem Sozialdemo­kraten und die wenigen verblieben­en GrünAnhäng­er) finden das ausdrückli­ch negativ. Der Rest ist indifferen­t oder enthält sich in diesem Punkt der Aussage.

Eine Regierung aus ÖVP und FPÖ finden 52 Prozent besser für Österreich als eine Fortführun­g der Zusammenar­beit zwischen SPÖ und ÖVP, die Österreich in den vergangene­n elf Jahren regiert hat. Nur 31 Prozent halten Türkis-Blau ausdrückli­ch für schlechter. Auffallend ist hier, dass Befragte über 30 deutlich positiver und umgekehrt auch deutlich weniger kritisch zu einer türkis-blauen Koalition stehen als Jungwähler.

Die besseren Karten in den Verhandlun­gen werden von 53 Prozent in den Händen von Sebastian Kurz (nur von 26 Prozent in denen von Strache) vermutet.

Das Urteil des Auslands über eine freiheitli­che Regierungs­beteiligun­g ist den Befragten mehrheitli­ch (58 Prozent) unwichtig – allerdings zeigt die Grafik Unterschie­de in verschiede­nen Bevölkerun­gsgruppen.

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