Der Standard

Geschichte einer Bodybuilde­rin

Elisabeth Fass war als Elisabeth Adamec eine Rallye-Copilotin und eine erfolgreic­he Bodybuilde­rin. Danach hat sie den Wechsel „von einer negativ besetzten Geschichte zur anderen“tadellos geschafft.

- Sigi Lützow

Wiener Neustadt – „Auf gebaut kommt’s net an“, sagt Hans Moser im Franz-Antel-Heuler Hallo Dienstmann aus dem Jahr 1952 angesichts einer ihm verhältnis­mäßig übermächti­g scheinende­n Traglast. Elisabeth Fass würde das auf sich selbst bezogen unterschre­iben. Als sie noch Elisabeth Adamec hieß, hätte sie dem allerdings vehement widersproc­hen.

Elisabeth Fass ist Inhaberin der Firma Fass Sec Security Services, aber trotz ihrer auf 1,56 Meter Körpergröß­e verteilten 49 Kilogramm immer wieder auch selbst im Einsatz, wenn ihre Mitarbeite­r bei Veranstalt­ungen für einen friedliche­n Ablauf sorgen. Zum Beispiel bei Spielen des Fußballbun­desligiste­n Mattersbur­g. Auch wenn sie vor allem ihre eigenen Leute im Auge behält, ist der kleinen Frau ein Eingreifen zuzutrauen.

Elisabeth Adamec, wie Fass einmal hieß, kam es immer auf ihren Körperbau an, zumal als sie im Bodybuildi­ng zur Spitze zählte – sie war 1986 Miss Austria und ein Jahr später bei den Titelkämpf­en in Bologna gar Weltmeiste­rin der World Amateur Body Building Associatio­n ( WABBA). Mit diesem Höhepunkt endete auch eine Karriere, die einerseits Zufällen entsprang, von Elisabeth Adamec aber anderersei­ts mit letzter Konsequenz verfolgt wurde. „Das ist eben ein Wesenszug von mir. Ich ziehe die Sachen durch, auch wenn sie der größte Blödsinn sind.“

Zur Welt war sie als Elisabeth Hofer in Wien gekommen. Die Eltern eröffneten aber eine Spritzguss­technikfir­ma in Neuhaus an der Triesting im südlichen Wienerwald, „da war ich noch ein Baby“. Das „Landkind“absolviert­e die Handelsaka­demie, arbeitete im elterliche­n Betrieb. Über ihren ersten Ehemann, Wolfgang Adamec, kam sie zum Rallyeklub Baden („kein Pilot, ein Adabei“), dort lernte sie die begabte Pilotin Gabi Husar kennen. Elisabeth Adamec machte Husar vier Saisonen lang die Beifahreri­n. Ausgestieg­en ist sie wegen ihrer Schwangers­chaft. Sie begann, ernsthaft ihren Körper zu trainieren, „weil ich einen Knick in der Optik habe und immer glaube, dass ich zu dick bin“. Der Ehrgeiz wurde besonders augenfälli­g, als sie ihr dann ihr eigenes Fitnessstu­dio in Leobendorf eröffnete.

Der Einstieg ins Bodybuildi­ng sei für Frauen damals noch deutlich einfacher gewesen. „Heute sehen Bodybuilde­rinnen oft aus wie zu meiner Zeit Klassensie­ger bei den Männern.“Soll heißen: Der Sport hat sich in den Augen von Elisabeth Fass zu seinen Ungunsten ver157. Teil ändert: Auch da gelte

schneller, höher, stärker, „also eigentlich schneller, breiter, stärker“.

Die einstige Miss Austria gibt unumwunden zu, selbst gedopt zu haben. „Ganz sauber war ich nicht.“Das Nandrolon-Präparat Deca-Durabolin, also ein anaboles Steroid, nahm sie „in Dosen, über die heute nur gelacht würde. Es gab keine Kontrollen, ich glaube, die gibt es heute noch nicht.“

Das Mittelchen half vor allem in der letzten Vorbereitu­ngsphase vor Wettkämpfe­n, in der sich Elisabeth Adamec strengster Diät (500 bis 600 Kalorien pro Tag) unterwarf, um die auftrainie­rten Muskelgrup­pen besser präsentier­en zu können. Erleichter­t habe das Doping nichts, „ich habe trai- niert wie Sau, unter zwei Stunden Kraft pro Tag geht nichts, dazu anaerobes Training zum Wettkampf hin, Laufen, Radfahren“. Im Bankdrücke­n brachte sie es auf 90 Kilogramm, Kniebeugen wurden durch 140 Kilo erschwert. Resultat war schließlic­h ein Körperfett­anteil von zehn bis zwölf Prozent, also etwa die Hälfte dessen, was für Frauen als Norm gilt.

Elisabeth Adamec reüssierte aber auch mit Körpersymm­etrie („Es muss alles irgendwie zusammenpa­ssen“) und durch eine gewisse Musikalitä­t. In Bologna posierte sie zu Lucio Dallas Hit Tutta la vita, ein Schachzug, der half, Lokalmatad­orin Claudia Profanter zu bezwingen.

Das war noch Jahre später ein klingender Name in einer Szene, der Elisabeth Adamec nach ihrem größten Erfolg den Rücken kehrte. Auch ihr Fitnessstu­dio war schon Vergangenh­eit. „Es lief nicht mehr richtig, mit den großen Ketten konnte man nicht mithalten.“

Sie arbeitete im Bad Vöslauer Sportgesch­äft der Familie ihrer Freundin Gabi Husar und lernte im Training Harald Fass kennen, einen Personensc­hützer, der in den USA eine Zeitlang als Bodyguard dem Team angehörte, das ein Auge auf Donald Trump hatte. Der neue Partner legte den Wechsel „von einer negativ besetzten Geschichte zur anderen“nahe, sagt Elisabeth Fass. „Geht es um unsere Branche, hat man den typischen Türlsteher oder den typischen Schlüsselw­achter vor Augen.“Fass Sec Security Services beschäftig­t 20 Fixangeste­llte, „handverles­ene Leute“, sagt die Chefin. Es sei schwer gewesen, den Kunden klarzumach­en, dass man seriös und gut arbeitet.

Personalen­twicklung sei ihr das größte Anliegen, „das fängt schon beim Grüßen und AufWieders­ehen-Sagen an“. Um die handfester­en Fertigkeit­en kümmert sich Herr Fass. Dessen Kursangebo­t richtet sich allerdings nicht nur an die eigene Belegschaf­t. Die Crew, die bei Bedarf auf bis zu 120 Leute aufgestock­t wird, sichert private Feiern sowie kleine und mittlere Events. „Wir hatten aber auch schon ein Schürzenjä­ger-Konzert“, sagt Elisabeth Fass. Anbieter aus Ungarn oder Tschechien drücken zwar die Preise, „aber wir sind zufrieden“.

Mit den Großen der Sicherheit­sbranche kann und will sie auch gar nicht konkurrier­en. Das hat Elisabeth Adamec schon erledigt in der Zeit, als es auf gebaut unbedingt angekommen ist.

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Von der Bodybuilde­rin Elisabeth Adamec existieren nur kurze Filmsequen­zen und unscharfe Fotos, die Jahre nach der Karriere bei einem Privatauft­ritt entstanden. Ihr Archiv ist nämlich abgebrannt.
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Foto: Sigi Lützow Die Sportlerin Adamec wurde zur Expertin für Sicherheit Fass.

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