Der Standard

Fall Pilz: Sagen, was ist!

Eine Erwiderung auf Reinhard Kreissls Kritik am „Falter“

- Florian Klenk

Reinhard Kreissl, der von mir geschätzte Kriminalso­ziologe, kritisiert, dass wir im Falter den Rücktritt von Peter Pilz mit einer Recherche ausgelöst und vermeldet haben. Dies sei nicht der Aufklärung geschuldet, sondern der Gier nach Auflage.

Dazu sei entgegnet: Wenn ich als Journalist den Hinweis eines Zeugen auf einen mutmaßlich­en sexuellen Übergriff, begangen durch einen Spitzenpol­itiker, erhalte, diesem Hinweis nachgehe, ein Protokoll des Opfers erhalte und ein weiteres eines zweiten Zeugen (alle nicht anonym!), dann kann und werde ich, wenn der damit konfrontie­rte Politiker am Telefon – während der Recherche und vor Erscheinen eines Berichts! – umgehend seinen Rücktritt erklärt, als Journalist diese Nachricht nicht unterdrück­en, sondern die Öffentlich­keit darüber aufklären.

Auch wenn das viele Pilz-Fans gern so gehabt hätten: Der Satz „Peter, samma ned a so, sog ma, es woar nix“, widerspric­ht allem, wofür ich journalist­isch stehe. Ich verstehe, dass Reinhard Kreissl und viele andere wütend sind auf den Falter und vielleicht auch auf mich persönlich: Aber ich will und kann die Berichters­tattung nicht deswegen unterdrück­en, weil ich befürchten müsste, dass Teile der Leserschaf­t das wünschen.

FLORIAN KLENK (44) ist Chefredakt­eur des „Falter“.

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Foto: Klenk Florian Klenk: Nachrichte­n nicht unterdrück­en.

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