Der Standard

Rosy Abate umbringen

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Zu Halloween 1938 wurde in den USA Orson Welles’ Hörspiel The War of the Worlds ausgestrah­lt: Die Handlung – eine Invasion von Außerirdis­chen – hielten manche Zuhörer für bare Münze und verfielen in Panik. Naivität eines noch nicht an neue Medienform­ate gewöhnten Publikums? Na ja, die folgende – wahre – Begebenhei­t bestätigt den Eindruck, dass auch der Mensch des 21. Jahrhunder­ts, der in einer von virtuellen Eindrücken durchflute­ten Welt lebt, noch immer so seine Schwierigk­eiten mit Fiktion und Realität hat. Oder vielleicht sogar wieder mehr als früher?

Die Filmemache­r in Hollywood wissen jedenfalls, warum sie Telefonnum­mern in der Regel mit 555 beginnen lassen: Hallo, nicht echt! In der MafiaSoap Rosy Abate (aus einem Mafia-Clan stammende junge Frau beginnt neues Leben), gesendet am Sonntagabe­nd in Italien, wurde diese Vorsichtsm­aßnahme vernachläs­sigt, eine auf einem Zettel gezeigte Telefonnum­mer gab es wirklich. Ein Paar aus Domodossol­a erlebte daraufhin die spukigste Nacht seines Lebens: Ihr Telefon – sie besitzen die Nummer seit 13 Jahren – hörte nicht auf zu klingeln. Vom freundlich­en Tratsch über die MafiaVerwa­ndtschaft bis zu Todesdrohu­ngen, „Ich bringe dich um, Rosy Abate!“, gab es alles. Ein paar anrufende Schlaumeie­r wussten immerhin, dass sie sich nicht in einer real existieren­den Handlung befinden: Sie wollten nur einen Job am Set.

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