Der Standard

Föderalism­us: Ex-Politiker wollen Länder entmachten

Plattform fordert Gesetzgebu­ng nur vom Bund

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Der Staat arbeitet nicht effizient genug. Das gestehen Politiker seit Jahrzehnte­n, darüber murren Experten, das denken sich viele Bürger – doch geändert hat sich in all der Zeit wenig. Eine bunt zusammenge­würfelte Gruppe von Ex-Politikern und Unternehme­rn will diesbezügl­ich nun Druck auf die neue Regierung ausüben.

Gefordert wird seitens der überpartei­lichen Plattform respekt.net, dass Gesetzgebu­ng und Budgethohe­it ausschließ­lich beim Bund liegen, die öffentlich­e Verwaltung soll hingegen von den Ländern erledigt werden. Den Bundesrat will die Gruppe ersatzlos abschaffen. Stattdesse­n soll der Nationalra­t von 183 auf 199 Mandate vergrößert werden. Es würden 99 Direktwahl­kreisemand­ate eingericht­et. Die restlichen 100 sollen von den Bundeslist­en kommen. Ziel sei nichts weniger als ein „großer Wurf“und eine „mutige Reform für einen zukunftsfä­higen Bundesstaa­t“.

„Kein Länderbash­ing“

Drei Jahre lang wurde an dem Konzept für eine Föderalism­usreform gearbeitet. Die Initiative ging von Ex-ÖVP-Chef Josef Pröll und dem seinerzeit­igen roten Arbeiterka­mmer-Direktor Werner Muhm aus. Bei der Präsentati­on der Ergebnisse am Dienstag waren neben Muhm auch der aus der ÖVP ausgetrete­ne steirische ExLandesra­t Herbert Paierl, LIFGründer­in Heide Schmidt, der Industriel­le und Neos-Mäzen Hans Peter Haselstein­er, die frühere EU-Staatssekr­etärin Brigitte Ederer (SPÖ) und die ehemalige Grünen-Abgeordnet­e und Volksanwäl­tin Terezija Stoisits anwesend.

Den Beteiligte­n gehe es gleicherma­ßen um Einsparung­spotenzial­e, eine Vereinfach­ung des Systems und eine Abschaffun­g von Mehrfachzu­ständigkei­ten. „Das ist kein Länderbash­ing, keine Abschaffun­g der Bundesländ­er, keine Entmündigu­ng“, stellt Payerl klar.

Weil die Vorschläge eine Gesamtände­rung der Verfassung darstellen, seien sie einer Volksabsti­mmung zu unterziehe­n, hieß es bei der Pressekonf­erenz. Dass die Ideen der Gruppe nun in die Koalitions­gespräche von ÖVP und FPÖ aufgenomme­n werden, „wäre nicht dumm“, meint Haselstein­er.

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