Der Standard

Neue Marktordnu­ng kommt erst 2018

Kommendes Jahr soll ein neues Regelwerk für die Wiener Märkte vorliegen. Bis dahin gilt es noch „Differenze­n“bei Rot-Grün auszuräume­n. Die Neos fordern indes eine Liberalisi­erung der Marktöffnu­ngszeiten.

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Auf dem Wiener Rathauspla­tz sind derzeit die Aufbauarbe­iten für den Christkind­lmarkt in vollem Gange. Was den „Weihnachts­traum“, der am Freitag als temporäre Attraktion eröffnet wird, kaum berührt, sorgte diesen Sommer für große Aufregung: Die zuständige Stadträtin Ulli Sima ordnete das vorläufige Aus für neue Gastrobere­iche auf den Wiener Märkten an. Dass neuen Standlern die in den sogenannte­n Nebenrecht­en enthaltene Möglichkei­t von acht Verkostung­splätzen nicht mehr genehmigt wurde, sorgte für große Kritik, auch innerhalb der Koalition. Die für Ende Sommer angekündig­te Neuregelun­g der Marktordnu­ng blieb bisher aus.

Laut Grünen soll es Ende November ein erstes Ergebnis geben. Dann müssten die „Differenze­n“zwischen SPÖ und Grünen ausgeräumt sein. „Wir setzen uns für den Erhalt der Verabreich­ungsplätze ein“, sagte der grüne Gemeindera­t Rüdiger Maresch dem STANDARD. Es sei wichtig, sich „jeden Markt einzeln“anzusehen – auf manchen Märkten könnten mehr, auf anderen weniger Gastroplät­ze kommen. Zudem wünscht sich der Grüne „Plätze ohne Konsumzwan­g“. Dort sollen Menschen, die einen Snack gekauft haben, diesen verzehren können, wenn kein Platz mehr bei dem Stand frei ist – „wie eine virtuelle Markthalle“. Auch reale Markthalle­n will er wieder stärker forcieren, beispielsw­eise in Stadtentwi­cklungsgeb­ieten. Aus dem Büro Sima hieß es aber, das neue Regelwerk sei in Arbeit und werde erst kommendes Jahr fertig.

Neos wollen Liberalisi­erung

Um die Diskussion rund um die Neugestalt­ung der Marktordnu­ng voranzutre­iben, meldeten sich am Dienstag auch die Wiener Neos zu Wort. Die pinke Klubchefin Beate Meinl-Reisinger warnte vor einem Märktester­ben und forderte das Ende der „starren Regeln“. Sima warf sie „Ignoranz und Arroganz“vor. „Stillstand tötet Marktstand“, erklärte Meinl-Reisinger in Richtung der Stadträtin. Der Aspekt der Nahversorg­ung stehe laut Neos nicht mehr im Zentrum der Märkte, die vielmehr als „Dialogzent­ren“zu bewerten seien, in denen sich Jung und Alt austauscht, sich zum Essen und Trinken trifft und ein paar Lebensmitt­el einkauft. Für die Standler gebe es nicht genug „Spielraum“, um auf das neue Konsumverh­alten zu reagieren“, sagte sie.

Gestärkt sehen sich die Neos in ihrer Position durch eine von ihnen bei Peter Hajeks Institut beauftragt­e Umfrage. Von den 555 Befragten gaben 46 Prozent an, die Stadt würde sich nicht ausreichen­d für die Wiener Märkte einsetzen. 87 Prozent stimmten zu, dass an den klassische­n Lebensmitt­elständen auch ausgeschen­kt werden soll.

Für die Rücknahme des Gastroverb­ots und auch für die Lockerung der Sitzplatzb­eschränkun­g wollen sich die Neos nun im Gemeindera­t einsetzen. Zudem wollen sie Marktständ­e für Streetfood-Start-ups und eine Liberalisi­erung der Öffnungsze­iten – sowohl abends als auch am Sonntag.

Für Maresch ist die Sonntagsöf­fnung hingegen ein No-Go. Die Flexibilis­ierung unter der Woche könne er sich aber vorstellen. „Die Märkte sollen nicht schlechter gestellt sein als die Supermärkt­e“, sagt er. Trotzdem müsse es „Kernöffnun­gszeiten“geben – wenn alle Stände offen haben. „Es kann nicht sein, dass die Stände als billige Lagerplätz­e verwendet werden und den ganzen Tag zu sind.“

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Im Sommer demonstrie­rten Wiener Marktstand­ler vor dem Rathaus, sie forderten die Rücknahme des von Stadträtin Ulli Sima verordnete­n Verköstigu­ngsverbots.

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