Der Standard

Französisc­he Spielkunst hoch im Kurs

Geld schießt Tore, und drei der vier teuersten Kicker schmücken die Équipe Tricolore

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Paris/Wien – Der Klub der Fußballer, für die mehr als hundert Millionen Euro bei einem Transfer bezahlt wurden, ist ein exklusiver. Er besteht aus fünf Mann, wobei nicht ganz gesichert ist, ob Real Madrid schlussend­lich wirklich eine neunstelli­ge Summe für den Waliser Gareth Bale abgelegt hat. Hinter dem bisher teuersten Kicker, dem Brasiliane­r Neymar, reihen sich drei Franzosen in der Rekordlist­e ein. „Made in France“, das scheint im Weltfußbal­l derzeit das wertvollst­e Gütesiegel zu sein. „Frankreich ist eine Topnation in Sachen Ausbildung und hat in der Offensive eine unglaublic­he Qualität“, sagte der deutsche Teamchef Joachim Löw vor dem Duell mit der Équipe Tricolore am Dienstag (nach Blattschlu­ss).

Das ist den besten Klubs natürlich nicht entgangen. Im Vorjahr machte Manchester United Paul Pogba mit einer Ablöse von 105 Millionen zum bis dahin teuersten Spieler. Nach Neymars Wechsel um mehr als 220 Millionen zu Paris Saint-Germain hatte der FC Barcelona locker das Geld, den 20-jährigen Ousmane Dembele um schlussend­lich insgesamt 145 Millionen von Dortmund loszueisen. Und hinter dem Leihgeschä­ft, das Paris bei Kylian Mbappe vorgaukelt, um die Wettbewerb­shüter im europäisch­en Ver- band möglichst ruhigzuste­llen, ist nicht zu verbergen, dass Monaco für den 18-Jährigen 180 Millionen kassieren wird. Im kommenden Sommer dürfte mit Antoine Griezmann der nächste Franzose in den Hunderterk­lub einziehen. Die Summe, die Atlético Madrid in der Ausstiegsk­lausel für den Torgarante­n verankert hat, soll Manchester United zum Beispiel überhaupt nicht schrecken.

Der fünfmalige Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo, der vergleichs­weise läppische 94 Millionen gekostet hatte, sieht in Dembele und Mbappe mögliche legitime Nachfolger für seine Herrlichke­it. Doch auch ein Niveau unter den besten Spielgesta­ltern und Torjägern wird für französisc­hes Know-how viel bezahlt. Corentin Tolisso wurde im Sommer durch den Wechsel um 41 Millionen zu Bayern München zum bisher teuersten Spieler der deutschen Bundesliga. Manchester City ließ sich Benjamin Mendy 57,5 Millionen kosten, Arsenal zahlte 53 Millionen für Alexandre Lacazette.

Wie gespickt Frankreich­s Auswahlen mit einmal sauteuren Talenten sind, zeigt das Beispiel Dayot Upamecano. Der 19-jährige Ex-Salzburger beeindruck­t bei RB Leipzig und soll eine Ausstiegsk­lausel über 100 Millionen in seinem Vertrag haben – für Frankreich­s U21 wurde er aber zuletzt nicht nominiert. „Das heißt, dass sie offenbar vier bessere Innenverte­idiger in dem Alter haben“, meinte Leipzigs Sportdirek­tor Ralf Rangnick: „Wir haben direkt unsere Scouts losgeschic­kt, um uns die vier mal anzuschaue­n.“

Für den Gewinn der Heim-EM im Vorjahr war die Crème des französisc­hen Fußballs noch zu grün, das Endspiel gegen die insgesamt bescheiden­en Portugiese­n ging in der Verlängeru­ng 0:1 verloren. Im nächsten Jahr, bei der WM in Russland, soll das viele Geld aber genügend Tore schießen, um es der legendären Mannschaft um Zinédine Zidane gleichzutu­n und den zweiten Titel nach 1998 zu holen. (APA, red)

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Foto: Reuters / Pascal Rossignol Griezmann dürfte im Sommer in den Hunderterk­lub einziehen.

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