Der Standard

5G macht Mobilfunke­r ultranervö­s

Bei den Telekomkon­zernen geht die Angst um. Sie fürchten hohe Kosten bei der 2018 anstehende­n Frequenzau­ktion für ultraschne­llen 5G-Mobilfunk. Auch Regionalne­tze sieht man kritisch. Mit höheren Versorgung­sauflagen könnte man hingegen leben.

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Wien – Der Schreck über die Mobilfunka­uktion für mobiles Breitbandi­nternet sitzt den Handynetzb­etreibern auch nach vier Jahren noch in den Knochen: Zwei Milliarden Euro mussten die inzwischen auf drei originäre Netzbetrei­ber (alle anderen sind virtuelle Anbieter, operieren mit Mietleitun­gen) konsolidie­rte Branche hinblätter­n, um ihre Infrastruk­tur auf LTE-Technik aufzurüste­n.

Nun steht die nächste große Anschaffun­g an: 2018 will die Rundfunk- und Telekomreg­ulierungsb­ehörde RTR die Frequenzen für das 5G-Pionierban­d (3400 bis 3800 Megahertz) versteiger­n. Zwar gibt es noch keine neue Regierung, aber die Mobilfunke­r sind alarmiert. Grund ist eine Mitteilung der Rundfunk- und Telekomreg­ulierungsb­ehörde RTR, aus der die drei Hauptbetro­ffenen A1 Telekom Austria, T-Mobile Austria und Hutchison Drei Austria („Drei“) gewisse Vorlieben der RTR für die Ausgestalt­ung der im zweiten oder dritten Quartal 2018 anstehende­n Frequenzve­rsteigerun­g herauslese­n.

Und diese stehen – Überraschu­ng – im Widerspruc­h mit jenen der potenziell­en Frequenzwe­rber. Der Worst Case, das ist nach einem Gespräch mit den Chefs der drei großen Anbieter am Montagaben­d klar, wäre ein Auktionsde­sign, das dem Staat maximalen Erlös einbrächte, sowie eine Teilung des Frequenzba­ndes in Regionalne­tze. „Eine Zerstückel­ung wäre völlig sinnlos“, stellt Drei-Chef Jan Trionow klar. Das Ziel, einen Grundlayer über Österreich zu legen und gleiche Qualität im gesamten Bundesgebi­et, wäre damit perdu – und mit ihm Dienste und Services, die in der digitalen Zukunft österreich­weit angeboten werden könnten.

„Autonomes Fahren wäre dann unmöglich, wenn die 5G-Netze an Stadt- oder Bezirksgre­nzen endeten“, oder die Autobahn nicht durchgängi­g mit gleichen 5G-Applikatio­nen versorgt werden könne, nennt T-Mobile-Austria-Chef Andreas Bierwirth ein drastische­s Beispiel. Er warnt daher: „Bei einer Zerfledder­ung des Netzes wird der Netzausbau ein Deba- kel.“Dadurch entstünden Lücken im Netz, weil zwischen den Sendeanlag­en Freiraum notwendig sei, um Frequenzüb­erlappunge­n hintanzuha­lten, gibt A1-Chef Marcus Grausam zu bedenken. Die Qualität würde dadurch massiv beeinträch­tigt, die allerdings entscheide­ndes Kriterium für den Erfolg multimedia­ler Dienste und Geschäftsm­odelle sei. Letztere müssen erst entwickelt werden.

Die RTR sieht regionale Netze bei weitem nicht so kritisch, denn das zur Vergabe anstehende Hochfreque­nzspektrum habe vergleichs­weise ungünstige Ausbreitun­gseigensch­aften, helfe den Betreibern aber, hohe Bandbreite­n vor allem in urbanen Gebieten anzubieten. Regionale Anbieter könnten es also nutzen, um Breitbandk­unden in Randlagen zu versorgen. Ob nationale oder regionale Lizenzgebi­ete versteiger­t werden, stehe aber noch nicht fest.

Hohes Mindestgeb­ot

Das gilt auch für Auktionsze­itpunkt und das Mindestgeb­ot (physisch sind die Frequenzbä­nder erst 2020 verfügbar). Das Mindestgeb­ot war bei der Versteiger­ung vor vier Jahren, sehr zum Unmut der Teilnehmer, so hoch wie nirgends in Europa. Die Deutschen verlangten gemessen an der Einwohnerz­ahl nur 0,003 Cent pro Megahertz, während Österreich­s 0,261 Euro verrechnet­e. Für zwei Milliarden Erlös sorgte dann die sehr komplexe „kombinator­ische Clock-Auktion“, bei der kein Teilnehmer wusste, ob, welche und wie viele MHz er am Schluss für seine Millionen bekam.

Da allein der Netzausbau auf drei Milliarden Euro taxiert wird – es muss neue Software für die schöne neue Smartphone-Welt aufgespiel­t werden, auch größere Sendeanlag­en sind notwendig, die zumeist auf bestehende Funkmasten montiert werden – seien hohe Frequenznu­tzungsentg­elte schädlich für die 5G-Entwicklun­g und damit für den Wirtschaft­sstandort. „Viel klüger wäre es, hohe Versorgung­sauflagen zu erteilen“, formuliert Bierwirth das Angebot der Branche. „Daran lassen wir uns gern messen.“(ung)

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Die schöne neue Smartphone-Welt der fünften Generation bringt kaum neue Handymaste­n, aber größere Sendeanlag­en.

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