Der Standard

Nagelprobe für die ÖVP

- Conrad Seidl

Wenn sich die EU-Staaten dazu verpflicht­en, militärisc­h enger zusammenzu­arbeiten, klingt das in mehrerlei Hinsicht gut: Zum einen sollte dabei ein Sicherheit­sgewinn herausscha­uen, von dem auch das formell immer noch neutrale Österreich profitiere­n kann. Der zweite Aspekt klingt in österreich­ischen Ohren noch besser: Wenn EU-weit Synergieef­fekte generiert werden, dann müsste doch das ganze ohnehin nicht sehr geliebte Militärzeu­gs insgesamt billiger werden. Das wird es aber nicht. Am Montag haben die Außen- und Verteidigu­ngsministe­r der 23 Staaten, die das militärisc­he Zusammenar­beitsabkom­men Pesco abschließe­n wollen, nämlich festgehalt­en, dass alle Vertragslä­nder ihre Militärbud­gets erhöhen wollen. Noch-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil kann von dieser Absicht, an deren Umsetzung er nicht beteiligt sein wird, nicht besonders überrascht worden sein: Er selbst hat ja in den zwei Jahren seiner Ministersc­haft den Sparkurs der Landesvert­eidigung verlassen und eine Erhöhung des Verteidigu­ngsbudgets auf 0,68 Prozent der heimischen Wirtschaft­sleistung in die langfristi­ge Budgetplan­ung bis 2020 festgeschr­ieben.

Das ist allerdings sowohl im internatio­nalen Vergleich als auch im Hinblick auf den Nachrüstun­gsbedarf des Bundesheer­es viel zu niedrig angesetzt. Seit Jahrzehnte­n wird von Fachleuten die Forderung nach einem Verteidigu­ngsbudget in der Höhe von einem Prozent des BIP erhoben – das wären derzeit etwa 3,5 Milliarden Euro. Dieses EinProzent-Ziel steht auch auf der Wunschlist­e der FPÖ bei den Regierungs­verhandlun­gen – und sie kann sich darauf berufen, dass die Forderung auch kürzlich von General Othmar Commenda in ein Positionsp­apier des Generalsta­bs geschriebe­n wurde. Sie kann sich auch darauf berufen, dass die budgetäre Forderung seinerzeit von der unter der schwarz-blauen Regierung eingesetzt­en Bundesheer­Reformkomm­ission unter Helmut Zilk erhoben worden ist.

Umgesetzt wurde sie halt nicht. Der damalige schwarze Verteidigu­ngsministe­r Günther Platter setzte vielmehr auf ein Sparprogra­mm und sparte auch noch die verpflicht­enden Milizübung­en ein. Mehr als 13 Jahre später ist wiederum die ÖVP am Zug. Sie bekennt sich zur Landesvert­eidigung, in ihrem Programm steht auch die Entwicklun­g einer europäisch­en Armee. Jetzt kommt die Nagelprobe, ob sie diese Entwicklun­g auch finanziell mitträgt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria