Der Standard

Ein zu großer Teenager

- Fabian Schmid

Nächstes Jahr feiert Facebook seinen vierzehnte­n Geburtstag. Das passt, weil sich das soziale Netzwerk oft wie ein pubertiere­nder Teenager gebärdet. Fehler werden trotzig geleugnet und erst nach der Vorlage von Beweisen stückchenw­eise zugegeben – man denke etwa an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg­s Aussage, es sei „verrückt“, dass Fake-News die US-Wahl beeinfluss­t hätten. Nur ist Facebook nun einmal kein harmloser Jugendlich­er, sondern mit den dazugehöri­gen Diensten Instagram und Whatsapp der größte Kommunikat­ionskonzer­n der Welt.

Daher ist es umso wichtiger, dass Aktivisten wie Max Schrems versuchen, die Datenschut­zverletzun­gen des sozialen Netzwerks im Zaum zu halten – oder überhaupt erst einmal zu erfahren, was Facebook eigentlich mit den Daten seiner Nutzer macht. Erst kürzlich wurde etwa thematisie­rt, dass Facebook „Schattenpr­ofile“anlegt, in denen zusätzlich­e Informatio­nen über User gesammelt werden. Also etwa Telefonnum­mern oder E-Mail-Adressen, die der Nutzer selbst nicht bei Facebook angegeben hat, die ihm jedoch im Adressbuch eines Bekannten zugeordnet sind. Lädt dieser seine Kontakte hoch, um „Freunde auf Facebook zu finden“, erhält der Konzern eine Reihe an Zusatzinfo­rmationen – etwa, dass der Kontakt unter „Papa“oder „hübsche Person aus der Bar“eingespeic­hert ist. Das gilt auch für jene, die nicht auf Facebook aktiv sind – auch für „Nichtnutze­r“legt die Plattform ein Schattenpr­ofil an.

Diese Form der Datensamml­ung ist angsteinfl­ößend. Facebook kann Verbindung­en herstellen, die man ihm eigentlich nicht zutraut – also etwa einander unbekannte Patienten eines Arztes als „Bekannte“vorschlage­n. Dass derartige Praktiken nicht mit dem durchaus strengen Datenschut­z in der EU vereinbar sind, liegt auf der Hand. Doch Facebooks Informatio­nspolitik ist mehr als dürftig. Langwierig­e Gerichtsve­rfahren sind oft die einzige Chance, um Facebook zu mehr Offenheit zu zwingen.

Das soll nicht heißen, dass Facebook per se ein bösartiges Produkt bereitstel­lt. Es hat schon seine Gründe, warum so viele Menschen Facebook nutzen: etwa weil sie besser und schneller mit Freunden und Familienmi­tgliedern kommunizie­ren können. Doch für Zuckerberg­s früheres Motto „Move fast and break things“ist Facebook schon lange zu groß. Wie die Plattform agiert, hat erhebliche­n Einfluss auf unsere Gesellscha­ft. Es ist für Facebook also an der Zeit, endlich erwachsen zu werden.

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