Der Standard

Lust aufs Team, Sturm im Kopf

Das Länderspie­ljahr ist geschlagen. Zum Abschluss durfte Teamchef Franco Foda, der sich nun wieder um Tabellenfü­hrer Sturm Graz kümmert, mit einem 2:1 gegen Uruguay beginnen. Die fußballeri­sche Entdeckung der Saison war Louis Schaub.

- Christian Hackl

Wien – Mittwochna­chmittag war Franco Foda wieder Fußballtra­iner in Graz, aus Österreich wurde Sturm, aus Uruguay wird am Sonntag in der Liga Red Bull Salzburg. Er war der felsenfest­en Überzeugun­g, die Spieler nicht zu verwechsel­n, „auch wenn viele Namen durch meinen Kopf schwirren“. Die Ära als Teamchef ist unterbroch­en, offiziell fängt der 51-Jährige im Jänner an. Das Debüt ist am Dienstagab­end im Wiener Happel-Stadion resultatsm­äßig geglückt, 2:1 gegen Uruguay klingt fast fasziniere­nd. Die Leistung war freilich fern jeglicher Genialität, nach der Pause aber zufriedens­tellend, darauf kann man aufbauen. Marko Arnautovic sagte: „Nobody is perfect.“

Das Länderspie­ljahr ist geschlagen, die Bilanz liest sich gar nicht so übel, die WM-Endrunde in Russland wurde allerdings klar verpasst: acht Spiele, vier Siege, drei Remis, eine Niederlage (0:1 in Wales), Torverhält­nis 11:7. Für sieben Partien zeichnete noch Marcel Koller verantwort­lich.

Der Deutsche Foda wusste sein Debüt gut einzuschät­zen, das einfache Fazit lautete: „Bei der Hymne hatte ich Gänsehaut, es hat viel Spaß und Freude gemacht, ich habe Lust auf mehr. Uruguay ist eine sehr starke Mannschaft. Es war nicht alles so wie vorgestell­t.“

Korrektur

Der Teamchef begann mit einer 4-4-2-Formation, Arnautovic agierte zentral, setzte kaum Akzente. Das kollektive Defensivve­rhalten war ein Jammer, die Südamerika­ner wurden zu Gegenstöße­n eingeladen, vergaben hochkaräti­ge Chancen, der Pausenstan­d von 1:1 war rational nicht erklärbar. Innenverte­idiger Aleksandar Dragovic: „Wir hätten auch 1:4 zurücklieg­en können.“Foda soll in der Halbzeit gar nicht sehr laut geworden sein, er stellte das System einfach auf 4-2-3-1 um. Diese Korrektur ergab Sinn, die Löcher waren gestopft. „Testspiele sind eben zum Testen da. Die zweiten 45 Minuten geben Mut.“

Der Teamspiele­r des Jahres war zweifelsoh­ne Louis Schaub. In den vergangene­n vier Partien hat der 22-jährige Rapidler immer entscheide­nd getroffen. So eine Serie gelang Toni Polster 1995, da wurde Schaub noch gewickelt. Der Durchstart­er ist nicht Fodas Idee, Koller hatte ihn bereits eingebaut. Dreimal scorte er als Joker. An der Ästhetik der Treffer könnte noch gefeilt werden, zwei Abstauber, zwei Flanken, die irgendwie den Weg oder Umweg ins Tor fanden. Der Siegesschu­ss in Minute 87 gegen Uruguay war in dieser Form nicht gewollt, was Foda und Schaub natürlich völlig wurscht war. Nach einer Stunde eingewechs­elt, wurde Schaub zum auffälligs­ten Akteur, er riskierte, brachte Schwung in die Aktionen. Foda: „Er bewegt sich gut zwischen den Linien und hat eine gute Antizipati­on für Räume. Er ist offensiv vielseitig einsetzbar. Ein Spieler, der Spaß macht.“

Schaub ist fast kitschig bescheiden, stellt keine Ansprüche. „Sicher will ich von Anfang an spielen. Doch wenn ich als Joker immer treffe, ist es auch nicht so schlecht.“Der Dribblansk­i ist generell ein Spezialist für internatio­nale, also höhere Aufgaben. Sechs ÖFB-Einsätze, vier Tore. Im Europacup traf er für Rapid in 30 Spielen 16 Mal, in der Liga in 144 lediglich 23 Mal. „Ich muss mich im Alltag steigern.“

Die nächsten Länderspie­le, nämlich zwei, finden im März 2018 statt. Die Gegner werden erst gesucht, Foda wünscht sich „so starke wie Uruguay“. Der ÖFB möchte diesen Wunsch erfüllen, er ist auch eine Frage des Preises. Kapitän Julian Baumgartli­nger bat um Geduld. „Der Sieg tut gut, wir brauchen Zeit, haben viel Arbeit vor uns, wollen künftig mutiger und dominanter auftreten.“

Franco Foda wird ab Jänner analysiere­n und planen. „Bis dahin habe ich Sturm Graz im Kopf.“

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Franco Foda erfreute sich an einer letztendli­ch gelungenen Premiere als österreich­ischer Teamchef.
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Foto: Reuters/Föger Louis Schaub (Mitte) wird von Valentino Lazaro geherzt.

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