Der Standard

Neue Bioregeln wieder auf dem Tapet

Kommende Woche wird in Brüssel wieder über die neue Bioverordn­ung abgestimmt. Die Ministerie­n in Österreich bleiben bei ihrem Nein. Die Arche Noah warnt vor einer vertanen Chance für die Biobranche.

- Regina Bruckner

Wien – Nach langwierig­en Verhandlun­gen kommt die EU-BioVerordn­ung wieder aufs Tapet. Eigentlich hatte es so ausgesehen, als ob der Ende Juni präsentier­te Kompromiss zwischen Vertretern der EU-Kommission und der Mitgliedsl­änder nur noch abgesegnet werden müsse. Der EU-Ratsvorsit­z und das Parlament hatten sich nach dreijährig­en Verhandlun­gen auf ihn verständig­t. Mitte Juli wurde die Entscheidu­ng vertagt, weil keine ausreichen­de Mehrheit absehbar war. Zuletzt hatte sich neben Österreich auch Deutschlan­d dagegen ausgesproc­hen.

Am Montag könnte es im zuständige­n Sonderauss­chuss in Brüssel erneut zu keiner Einigung kommen. Landwirtsc­haftsminis­terium und Gesundheit­sministeri­um werden jedenfalls bei ihrem Nein bleiben. Die neue Ratspräsid­entschaft könnte das Thema dann erneut aufgreifen. Die neuen EU-Regeln sollen ab 2020 den Wettbewerb fairer machen. Standards für Biolebensm­ittel sollen vereinheit­licht und Kontrollen verbessert werden. Letzteres war und ist einer der Knackpunkt­e. Es geht darum, wie genau die Kontrollen vonstatten­gehen sollen. Das Gesundheit­sministeri­um ortet hier überborden­den bürokrati- schen Aufwand. Bei der NGO Arche Noah, die alte Kulturpfla­nzen wieder salonfähig macht und sich vor allem um die Erhaltung der Sortenviel­falt bemüht, ist man ob Österreich­s ablehnende­r Haltung besorgt. Aus gutem Grund: Vor allem die im Entwurf verankerte Saatgutreg­elung liegt dem Verein am Herzen. Das geltende Saatgutver­kehrsgeset­z würde für den Biosektor außer Kraft gesetzt, sagt Arche-Noah-Mann Klaus Rapf. „Wer Saatgut verkaufen möchte, müsste nur die Behörden informiere­n. Bisher ist der Handel nicht erlaubt.“Knackpunkt für das Landwirtsc­haftsminis­terium ist auch die fehlende Harmonisie­rung in Sachen Grenzwerte für Pestizide. Manche Länder wie Belgien oder Tschechien haben solche, andere wie Österreich nicht. Liegt die Pestizidbe­lastung in Belgien über dem Grenzwert, wird dezertifiz­iert, das Siegel Bio ist bis auf weiteres verloren.

Die fehlende Harmonisie­rung stieß schon Österreich­s größtem Bioverband Bio Austria im Sommer sauer auf. Dass die EU-Minister dem Kompromiss nicht zu- stimmten, wertete man als „Sieg der Vernunft“. Anders sieht das Rapf. In der Pestizidfr­age habe Österreich eine schwammige Regel. Mit der neuen Verordnung würde es für Biobauern leichter. „Sind Pflanzen eindeutig verunreini­gt, weil vielleicht ein konvention­ell arbeitende­r Nachbar düngt, gilt es die Behörde zu informiere­n.“Die muss unverzügli­ch untersuche­n. Mit dem Ergebnis ließen sich auch Schadeners­atzklagen durchführe­n. „Einfach drauflossp­ritzen wird es in Zukunft damit nicht mehr spielen“, glaubt Rapf.

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Gegen Frost kann man sich schützen. Man legt eine Plane über seine Pflanzen, wie es dieser Salzburger Bauer tut. Nicht so gut funktionie­rt der Schutz gegen Pestizid spritzende Nachbarn.

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