Der Standard

Russland-Hilfe für Venezuela

Moskau springt Caracas bei und gibt dem teilweise zahlungsun­fähigen Venezuela mehr Zeit, um seine Schulden zu tilgen. Aus dem Schneider ist der Erdölstaat noch nicht.

-

Moskau/Caracas – Im Kampf gegen eine drohende Staatsplei­te hat Venezuela Schützenhi­lfe von seinem wichtigen Gläubiger Russland bekommen. Die beiden Länder einigten sich am Mittwoch auf die Umstruktur­ierung von Schulden in der Höhe von mehr als 3,1 Milliarden Dollar (2,64 Mrd. Euro). Der venezolani­sche Finanzmini­ster Simon Zerpa unterzeich­nete die Einigung zur Umschuldun­g in Moskau. Der Kredit war Venezuela 2011 für den Kauf russischer Rüstungsgü­ter bewil- ligt worden. Insgesamt schuldet Venezuela Russland rund acht Milliarden Dollar. Bei seinem größten Gläubiger China steht das Land sogar mit 28 Milliarden Dollar in der Kreide.

Die Schuldener­leichterun­g werde es Venezuela ermögliche­n, Gelder für die wirtschaft­liche Entwicklun­g des Landes zu verwenden, die Liquidität des Schuldners zu erhöhen und die Chancen für alle Gläubiger zu steigern, ihr verliehene­s Geld zurückzube­kommen, erklärte das Ministeriu­m. Die Einigung sieht einen neuen Zeitplan für die Rückzahlun­g von Verbindlic­hkeiten über zehn Jahre vor – mit „minimalen“Raten für die ersten sechs Jahre.

Das chinesisch­e Außenminis­terium äußerte Zuversicht, dass Venezuela mit seiner Schuldenkr­ise „angemessen“umgehen werde. Die finanziell­e Zusammenar­beit zwischen den beiden Ländern lau- fe „normal“weiter, erklärte das Außenminis­terium in Peking. Ratingagen­turen bescheinig­ten Venezuela hingegen einen teilweisen Zahlungsau­sfall. Nach Standard & Poor’s erklärte dies auch Fitch. Venezuela sei nicht in der Lage gewesen, binnen gesetzter Fristen Forderunge­n zu begleichen. Zuvor hatte Fitch die Kreditwürd­igkeit des staatliche­n venezolani­schen Ölkonzerns PDVSA herabgestu­ft und diesen als teilweise zahlungsun­fähig bewertet.

Venezuela ist hoch verschulde­t, obwohl es über die größten Erdölreser­ven der Welt verfügt. Die Devisenres­erven des Landes sind auf weniger als zehn Milliarden Dollar zusammenge­schmolzen. Allein bis Jahresende werden Rückzahlun­gen in einer Höhe von 1,47 Milliarden Dollar fällig, 2018 weitere acht Milliarden. Am Donnerstag tagt in New York erneut der Gläubigera­usschuss. (AFP)

Newspapers in German

Newspapers from Austria