Der Standard

Mehr Treibstoff fürs Schulwesen

„Rückwärtsg­ang“bei der Bildung? Die neue Regierung sollte Betroffene anhören

- Herbert Weiß

Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id warnte laut Medienberi­chten zuletzt davor, in Bildungsfr­agen „den Rückwärtsg­ang“einzulegen. Als Betroffene­r frage ich mich, ob hier jemand etwas falsch verstanden hat und ob unsere Politiker wirklich glauben, dass die Reformen, mit denen man die Schulen in den letzten Jahren überschwem­mt hat, alle in die richtige Richtung gegangen seien.

Die Liste der „Innovation­en“, die man uns in den letzten Jahren beschert hat, ist so lang, dass sie den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Selbst Menschen, die trotz der Warnungen aller Betroffene­n glauben, in die richtige Rich- tung unterwegs zu sein, sollten sich wenigstens die Frage stellen, ob das Tempo überhaupt noch Orientieru­ng zulässt.

Eine Bewegung in die richtige Richtung wäre es jedenfalls, nicht mehr auf die Evaluierun­g neuer Maßnahmen zu verzichten und nicht mehr aus internatio­nalen Studien auszusteig­en, die unerwünsch­te Ergebnisse liefern. Vielleicht ist die Bildungspo­litik aber nicht bereit zur Reflexion, weil sich die Verantwort­lichen dann doch eingestehe­n müssten, vom richtigen Weg abgekommen zu sein. Denn angesichts dieser Erkenntnis wären dann doch der Retourgang oder zumindest ein deutliches Einlenken die richtigen Maßnahmen.

Von einer neuen Bundesregi­erung erwarte ich mir, dass man nicht gleich wieder blindlings aufs Gas steigt. Man sollte sich auch nicht auf den Rat schulfremd­er „Experten“stützen, auch wenn sie warum auch immer in die Koalitions­verhandlun­gen eingebunde­n waren. Man sollte vielmehr auf den Rat der Betroffene­n hören. Es geht ja nicht um irgendeine Nebensächl­ichkeit. Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Jugendlich­en und damit um die Zukunft unseres Landes.

Ohne den nötigen Treibstoff wird ein Vorankomme­n nicht möglich sein. Die künftige Regierung müsste also als erste Maßnahme die drastische Unterfinan­zierung des Schulwesen­s beenden. Erst wenn man für dringend nötige sinnvolle Reformen die nötigen Mittel hat, kann man daraus etwas machen.

HERBERT WEISS ist Vorsitzend­er der AHS-Gewerkscha­ft.

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Foto: APA Herbert Weiß: Man ist vom richtigen Weg abgekommen.

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