Spiele und Rätsel von acht bis 21 Uhr: Ein Mathesommer in Afrika
Informatiker begeisterten afrikanische Schüler in Mathecamps
Klosterneuburg – Was hast du diesen Sommer gemacht? Einige Nachwuchswissenschafter des Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) haben eine ungewöhnliche Antwort auf diese klassische Frage: Seit 2014 verbrachten vier Doktoranden und ein Postdoc mehrere Wochen ihres Sommers damit, Programme für Mathematikcamps in verschiedenen afrikanischen Ländern – darunter Kenia, Ghana, Äthiopien und Tansania – zu entwickeln und anschließend dort zu unterrichten. Die Camps werden von afrikanischen Organisationen vor Ort koordiniert.
Das Ziel: Schüler und Lehrer mit neuen mathematischen Ideen in Kontakt zu bringen und sie auch abseits des Klassenzimmers dafür zu begeistern. Für die Teilnehmer dauern die Camps eine Woche, sie bestehen aus täglichen Spielen, Rätseln und Aktivitäten, die um acht Uhr morgens beginnen und bis 21 Uhr dauern.
Dieses Jahr haben sich die Wissenschafter Aktivitäten zu einer Vielzahl von Themen ausgedacht: Geometrie, Programmierung, Kryptografie, Kombinatorik, Statistik und Modellierung sind nur einige Beispiele. Im Laufe der Woche bildeten die Campteilnehmer zum Beispiel einen menschlichen Computer, sie entwickelten ihre eigenen Geheimcodes – und versuchten, die von anderen zu knacken –, experimentierten mit Egoismus und Gesellschaft in einer Version des Gefangenendilemmas, programmierten einen Roboter, entdeckten neue Methoden zur Flächenberechnung und Aufzählung von Wegen, zählt Elisabeth Guggenberger, Pressesprecherin des IST Austria, auf.
Natürlich passierte auch Unvorhersehbares: „Während einer Computer-Session ist der Strom ausgefallen“, sagt etwa Georg Osang, ein Mathematikdoktorand. „Also haben wir uns spontan eine Outdoor-Aktivität zur Fibonacci-Folge ausgedacht.“
„Der Start des Camps war hart“, sagt Michal Rolinek, der 2017 am IST Austria graduierte und aktuell als Postdoc am Max- Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen arbeitet. „Die Kinder waren so schüchtern und still – es brauchte eine Menge Lächeln, Freundlichkeit und auch Verrücktheiten von unserer Seite, um das zu ändern.“Das habe sich gelohnt: „Am Ende fingen sie aber spontan an, im Bus zu singen und zu tanzen.“
Nicht nur die afrikanischen Schüler lernen dazu, auch die einheimischen und internationalen Freiwilligen können viel für sich mitnehmen: „Ich lerne jedes Mal mehr – zum Teil durch meine eigenen Fehler sowie die von anderen. Und auch darüber, welche Methoden funktionieren und welche nicht, um eine Einheit interaktiv und spannend zu machen“, sagt Osang. Einige Wissenschafter denken bereits an das nächste Sommercamp. (lhag)