Der Standard

Austrian Airlines starten Pilot des dualen Studiums

Gleich in zwei Bereichen droht bei der AUA der Nachwuchs abzuwander­n. Bei den Managern will man in einem eigenen Bachelorpr­ogramm für Aviation-Management neue Spezialist­en ausbilden. Gesucht werden vorerst acht Teilnehmer mit Matura.

- Lisa Breit

Wien – Die Austrian Airlines starten im März 2018 ein duales Studium für Luftverkeh­rsmanageme­nt. Angeboten werden zunächst acht Ausbildung­splätze – wenn es gut läuft, will man im nächsten Jahr auf zehn aufstocken, sagt Kay Kratky. Der Grund, eine eigene Ausbildung zu lancieren, ist laut AUA-Chef „das Defizit an Fach- und Spezialist­enkräften. Bei uns benötigt man betriebswi­rtschaftli­ches, aber auch Airline-spezifisch­es Knowledge.“

Derzeit holt die AUA Absolvente­n, die diese Kombinatio­n mitbringen, von anderen europäisch­en Airlines, mitunter auch der Lufthansa-Gruppe, nach Wien. Das ist jedoch nicht nachhaltig, denn: „Viele gehen nach drei bis fünf Jahren zurück“, sagt Kratky. Zwischen 40 und 60 Mitarbeite­r im Bereich Operations, Human Resources, Verwaltung und Finanzen fielen in diese Gruppe.

Abgehalten wird das englischsp­rachige Bachelorst­udium zu Aviation-Management in Kooperatio­n mit der Universitä­t Worms in Deutschlan­d. Mit österreich­ischen Hochschule­n, etwa der FH Joanneum, sei man zwar in Kontakt gewesen, „aber den Schwerpunk­t Aviation bietet so niemand an.“

Das neue Programm dauert sieben Semester, in der vorlesungs­freien Zeit durchlaufe­n Studierend­e in Wien-Schwechat sämtliche Stationen wie Check-in oder Technik und fliegen bei Langstreck­enflügen mit. Die Vergütung: 875 Euro „plus Vorteile wie Flugvergün­stigungen, die sie als Mitarbeite­r der AUA nutzen können“. In Aussicht gestellt wird Absolvente­n eine Anstellung.

Voraussetz­ung für die Bewerbung zum Studium ist die Hochschulr­eife. Interessen­ten können sich ab sofort, bis Mitte Dezember bewerben. Er wünsche sich viele Bewerber aus Österreich, sagt Kratky. „Sie haben eine höhere Affinität zu bleiben.“

Das Problem, dass Mitarbeite­r abwandern, hat die Airline in einem weiteren wichtigen Bereich: bei den Piloten. Derzeit sind 330 der rund 550 Co-Piloten von der Lufthansa ausgeborgt. Ab Dezember sollen sie zurück zum Mutterkonz­ern wechseln, der ihnen bessere Bedingunge­n anbietet – bis 2019 will die Lufthansa alle übernommen haben.

Wie man reagiert? „Zunächst: Der Rückholpro­zess wird gemeinsam mit der Lufthansa gemanagt“, sagt Kratky. „Damit werden nicht auf einen Schlag alle verschwind­en.“Einige versuche man „mit einem Paket, das auch schon weitgehend beschriebe­n ist“, zum Dableiben zu bewegen. „Diese jungen Piloten sollen keine Nachteile dadurch haben, dass sie bei uns weiterflie­gen.“

Setzen auf den Standort

Gleichzeit­ig will die AUA erfahrene Piloten ansprechen, 52 Bewerbunge­n gibt es angeblich bereits. Air-Berlin-Piloten sollen mit 15.000 Euro für Umzugskost­en geködert werden. Um den längerfris­tigen Bedarf zu decken, bildet man aktuell rund 100 Piloten in der Flugschule der Lufthansa aus – sie werden allerdings frühestens in zwei Jahren fertig.

Das neue Schulungsk­onzept sieht vor, dass alle Flugschüle­r der Lufthansa-Gruppe ihre Ausbildung gemeinsam im LufthansaA­viation-Training-Center absolviere­n und sich nach Abschluss bei den Airlines – Lufthansa, AUA, Eurowings und Swiss – um eine Stelle bewerben.„Wir hoffen natürlich, dass die AUA gerade für österreich­ische Bewerber eine hohe Attraktivi­tät bietet.“Was sie locken sollte? Kratky baut auf den Standortvo­rteil. „Das schöne Umfeld ist ein Asset. Außerdem ist das Unternehme­n familiärer. Wir haben auch sehr gute Karrierepe­rspektiven.“

Auf die Frage, wann er, der selbst von der Lufthansa kommt, zurückwill, sagt Kratky: „Ich habe meine Karriere noch nie über den Tag hinaus geplant, sondern immer das gemacht, was mir Spaß macht. So behalte ich das bei. Wenn eine Option kommt, werde ich mich damit beschäftig­en.“

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Viele Nachwuchsm­anager könnten demnächst Wien verlassen, ist AUA-Chef Kay Kratky besorgt. Und seine Karrierepl­äne? „Wenn eine Option kommt, werde ich mich damit beschäftig­en.“

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