#MeToo kratzt am Image von Amazon
Nach Kevin Spacey stolpert jetzt auch der Schauspieler Jeffrey Tambor über #MeToo. Nach Vorwürfen von zwei Frauen, er habe sie sexuell belästigt, steigt der 73-jährige Hauptdarsteller der renommierten Serie freiwillig aus „Transparent“aus. Amazon hat ein
Los Angeles / Wien – Wann immer die Rede von Transparent war, kam Jeffrey Tambor ins Schwärmen: Die Rolle sei, was er sich immer gewünscht habe. „Dieses Projekt ist größer als ich, als wir, so etwas wollte ich immer schon mal erleben.“Mit der fünften Staffel sind solche Gefühle für den 73jährigen Schauspieler vorerst vorbei. Tambor, der in der Amazonserie Transparent die Transgenderfrau Maura Pfefferman spielt, gab am Montag bekannt, dass er aus den Vorwürfen sexueller Belästigung die Konsequenzen ziehe und in der neuen Staffel nicht mehr mitspielen werde.
Tambor soll seine ehemalige Assistentin Van Barnes unangemessen behandelt haben, und seine Schauspielkollegin Trace Lysette klagte via Twitter über sexuell aufgeladene Kommentare und einen mutmaßlichen Übergriff. Tambor soll unter anderem in einer Szene, in der sie gemeinsam in Schlafanzügen spielen, anzüglich kommentiert haben: „Mein Gott, Trace. Ich will sexuell über dich herfallen.“Des Weiteren habe er sie in einer Drehpause gegen eine Wand gedrückt und seinen Körper an ihr gerieben.
Der Mime entschuldigte sich, es tue ihm leid, wenn Handlungen von ihm als aggressiv fehlinterpretiert worden seien. Er relativiert die Vorwürfe: „Ich war niemals ein Raubtier.“
Tambor befindet sich in bester Gesellschaft. Nachdem Netflix Kevin Spacey wegen Vorwürfen aus seiner Flaggschiffserie House of Cards abzog, rauchen nun vermutlich auch bei Transparent die Köpfe, wie man diesen Verlust in einer der wichtigsten Serien von Amazon wettmachen will. Das Image der Videosparte des Internethändlers ist nach dem Rückzug jedenfalls angeschlagen.
Erst vor kurzem beendete Amazon die Zusammenarbeit mit Studioboss Roy Price wegen Belästigungsvorwürfen. Transparent war zudem Amazons Vorzeigeprodukt, in dem Serienerfinderin Jill Soloway seit 2014, vielfach ausgezeichnet, humorvoll und intensiv Geschlechteridentitäten innerhalb einer jüdischen Familie verhandelt. Die Produktion ist zudem ein wichtiger Arbeitgeber von Transgender-Menschen und ermutigte viele, sich zu deklarieren. Soloway selbst bekennt sich mittlerweile, trans zu sein. (prie)