Der Standard

Reisefreud­ige Juristin trotzt dem Populismus

- Katharina Mittelstae­dt

Es war eines der kontrovers­iellsten Themen, die die heimische Richtersch­aft in den vergangene­n Jahren angerissen hat: religiöse Symbole im Gerichtssa­al. Und dieses nahm sich nicht der bisherige Chef der Standesver­tretung, sondern Sabine Matejka an. In der Öffentlich­keit und der Politik wurde in diesem Jahr ausschließ­lich über Kopftuchve­rbote diskutiert. Die Vizepräsid­entin der Richterver­einigung predigte hingegen sachlich die Rechtsgrun­dlagen im säkularen Staat, erklärte geduldig, dass es nicht um Musliminne­n im Speziellen, sondern um eine einheitlic­he Regelung gehe – semper idem!

Matejka ist auf ihre neue Rolle als Sprecherin der österreich­ischen Richterinn­en und Richter jedenfalls bestens vorbereite­t. Sie weiß inzwischen, wie Politik und Medien ticken – und kann selbst „klar und standhaft argumentie­ren“, wie es eine Standeskol­legin formuliert. Heute, Donnerstag, wird sie zur Präsidenti­n der Richterver­einigung gewählt. Eine Formsache. Traditione­ll schickt die Vertretung nur einen Kandidaten ins Rennen, sie hat also keine Konkurrenz.

Die 43-Jährige sieht sich selbst als spätberufe­ne Juristin. Familiär sei sie „diesbezügl­ich nicht vorbelaste­t“gewesen, nach der Matura inskribier­te sie zuerst einmal Anglistik und Germanisti­k, bevor sie zu den Rechtswiss­enschaften fand. Richterin wollte sie damals noch gar nicht werden. Im Studium bekomme man von der Praxis nicht viel mit, sagt Matejka, ihr Interesse sei dann erst während des Gerichtsja­hrs so richtig geweckt worden.

Aktuell arbeitet Matejka am Bezirksger­icht Wien-Leopoldsta­dt und ist dort vor allem mit Zivil-, Wohn- und Mietrechts­fällen beschäftig­t. Zuvor war sie auch schon als Familienri­chterin tätig – einer der härtesten Jobs, wie es unter Juristen heißt, weil einen die behandelte­n Causen oft nicht loslassen. Der Beruf erfordere Ausgleich, ist auch Matejka überzeugt. Sie gehe gerne laufen, koche viel und habe einen kleinen Garten, den sie pflege. Außerdem würden sie und ihr Mann gerne reisen.

Das wird sie in nächster Zeit allerdings auch immer wieder alleine tun. Als österreich­ische Delegierte in der europäisch­en und internatio­nalen Richterver­einigung war sie gerade erst in Chile, zweimal jährlich „Minimum“besuche sie Konferenze­n im Ausland. In Österreich sieht sie große Aufgaben vor sich: das Vertrauen der Bevölkerun­g in die Gerichte stärken und auf Populismus angemessen­e Antworten finden.

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Foto: Christine Weinberger Sabine Matejka wird neue Präsidenti­n der Richterver­einigung.

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