Polizeieinsatz im Manus-Camp
Flüchtlinge wollen umstrittenes Lager nicht räumen
Sydney/Wien – Seit Jahren wird um die sogenannte „Pazifische Lösung“gestritten, jener Flüchtlingspolitik Australiens, mit der abgefangene Bootsflüchtlinge in Lager auf dem Inselstaat Nauru und auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Manus gebracht werden. Letzteres Camp wurde am 31. Oktober offiziell geschlossen, nachdem ein Gericht in Papua-Neuguinea es als verfassungswidrig eingestuft hatte. Nun weigern sich aber rund 400 männliche Flüchtlinge, es zu verlassen. Am Donnerstag begann ein Polizeieinsatz, um sie woanders unterzubringen. Dabei kam es auch zu mehreren Festnahmen. Die Uno rief zur Deeskalation auf.
Das Verhalten der Flüchtlinge erscheint auf den ersten Blick paradox, schließlich wurde das Lager von der Uno und NGOs regelmäßig wegen seiner schlechten Bedingungen kritisiert. Die Flüchtlinge sollen nun in andere Unterkünfte auf Manus untergebracht werden. Diese sind allerdings, so Beobachter, noch nicht bezugsfertig. Zudem fürchten die Asylwerber Übergriffe der lokalen Bevölkerung, die den vorwiegend muslimischen Flüchtlingen feindlich gesinnt sein sollen.
Hilfsorganisationen fordern, dass die Flüchtlinge nach Australien gebracht werden, doch das lehnt die Regierung von Premier Malcolm Turnbull entschieden ab. Neuseeland hatte zwar angeboten, 150 Asylwerber aus Manus aufzunehmen, doch das wurde abgelehnt. Bevor man weitere Abkommen abschließe, wolle man jenes mit den USA weiterverfolgen, erklärte Turnbull.
Noch mit Barack Obama wurde ein Austausch von 1250 Asylwerbern vereinbart – Australien soll Flüchtlinge aus Lateinamerika aufnehmen, die USA dafür welche aus Manus. Obamas Nachfolger als US-Präsident, Donald Trump, bezeichnete dies Anfang 2017 noch als „dämlichen Deal“. Ende September wurden dennoch die ersten Flüchtlinge von Manus in die USA überführt. (ksh)