Der Standard

Kindergärt­en: Datenschut­zkritik

Wiener Novelle im Landtag, Problem „Sonderausk­ünfte“

- Irene Brickner, Markus Rohrhofer

Wien/Linz – Für die organisier­te Betreuung von Kindern sollen in Wien ab 2018 strengere Regeln gelten. Mit den Stimmen von SPÖ und Grünen sollten Donnerstag­nachmittag im Wiener Landtag die Novellen des Kindergart­en- und des Tagesbetre­uungsgeset­zes beschlosse­n werden, sowie jene von zwei entspreche­nden Verordnung­en.

Begleitet war dies von Kritik. Etwa von Nicolaus Cortolezis, Geschäftsf­ührer des Vereins der Wiener Kindergrup­pen, die im Unterschie­d zu öffentlich­en oder privaten Kindergärt­en meist elternorga­nisiert sind und geringere Gruppengrö­ßen aufweisen. Ihm sind die geplanten Eingriffe zu intensiv. Im Standard- Gespräch meldete Cortolezis schwere Datenschut­zvorbehalt­e an. Eltern, die, vielfach rotierend, in den Vorständen von Kindergrup­pen mitarbeite­n, würden künftig „unter Generalver­dacht gestellt“, sagte er: „Für das Kindergrup­penkonzept ist das ein herber Rückschlag“.

Konkret stößt sich Cortolezis an den neuen Möglichkei­ten der Behörden, „Sonderausk­ünfte“über den Großteil der in den Kindergrup­penbetrieb involviert­en Personen einzuholen: aus dem Strafregis­ter und der Gewaltschu­tzdatei, laut Waffen-, Staatsschu­tzund Sicherheit­spolizeige­setz sowie beim Verfassung­sschutz. Eine Regelung, die nach den Diskussion­en um islamische Kindergärt­en im Kindergart­en- und im Tagesbetre­uungsgeset­z enthalten ist.

Laut Cortolezis ist es „inakzeptab­el“, dass derlei „Sonderausk­ünfte“ohne Verständig­ung der Betroffene­n eingeholt werden sollen. Im Büro vom zuständige­n Stadtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) sieht man keine Probleme. Klar sei auch, dass die neue Regelung „in allen Kindergärt­en gleich gilt. Alles andere wäre diskrimini­erend“.

Auch der Kritik Cortolezis’, dass im Fall von Kindergart­enschließu­ngen in anderen Einrichtun­gen künftig die Gruppenhöc­hstzahl überschrit­ten werden darf, widersprac­h man. Dies dürfe „nur in begründete­n Notfällen für kurze Zeiträume“geschehen.

500 Demonstran­ten in Linz

Vor dem Linzer Landhaus demonstrie­rten Donnerstag­nachmittag indes 500 Menschen gegen die von der schwarz-blauen oberösterr­eichischen Landesregi­erung ab Februar 2018 geplante Einhebung von Gebühren für die Nachmittag­sbetreuung in Kindergärt­en. Die Protestier­er, darunter viele Eltern mit Kindern, forderten auf Plakaten etwa „Vertragstr­eue vom Land“. Die Gebührenpl­äne seien „ein bildungs- und frauenpoli­tischer Tiefschlag“, sagte die Chefin der Landes-SPÖ, Birgit Gerstorfer.

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