Der Standard

Die Mittelklas­se ist ehrlich erleichter­t

Komfort, aber kein Opium für das Volk: Opel hat sein Flaggschif­f Insignia rundum verbessert

- Michael Völker

Wien/Kärnten – Der Insignia ist die große Limousine von Opel, die lange, vornehme Yacht inmitten der kleinen und kleineren Beiboote. Mit dem Insignia wollte Opel 2008 aus der Krise herausfahr­en und in neue, freudigere Zeiten aufbrechen, die Fachpresse lobte diesen Mittelklas­sewagen überschwän­glich – technisch perfekt, hervorrage­nd verarbeite­t, optisch stilsicher. Und dennoch verkaufte sich der Insignia nicht so toll, wie Opel sich das erwartet hatte. So elegant der Wagen auftreten mag, er bleibt nicht wirklich hängen, ist Opel-haft brav und wirkt ein wenig bieder.

Die neue und zweite Generation des Insignia heißt jetzt Grand Sport (oder als Kombi Sports Tourer), fährt zwar aus der Bravheit nicht heraus, ist aber noch besser, eleganter und komfortabl­er geworden. Mit durchaus vernünftig­en Preisen und einer guten Ausstattun­g, die sich nach oben hin orientiert, sollte sich der neue Insignia auch gegen die starke Konkurrenz von VW (Passat), Škoda (Superb) oder Ford (Mondeo) durchsetze­n können.

Die Fließheck-Limousine mit dem neuen 1,5 Liter Turbo-Benziner ist gleich einmal 170 Kilo leichter als das Vorgängerm­odell. Das schlägt sich positiv in der Agilität nieder. Trotz einer Länge von knapp fünf Metern wirkt der Wagen leicht und wendig, das Fahrwerk ist straffer, als man das von einer Limousine erwarten würde, die Lenkung ist leichtgäng­ig, vermittelt dabei aber viel Rückmeldun­g. Wer es ganz gemütlich liebt, wird etwas irritiert sein, die Federung setzt mehr auf Dynamik als auf Ausgleich.

Der Vierzylind­er-Turbomotor ist weniger auf Dynamik als auf komfortabl­es Gleiten ausgelegt. 165 PS sind ausreichen­d und zielen in die Breite der Mittelklas­seKundscha­ft ab. Etwas temperamen­tvoller geht es so um die 4000 Umdrehunge­n ab, aber da wird man in der Regel schon längst in den nächsthöhe­ren Gang geschalten haben, in diesem Fall per Hand. Immerhin wäre eine Beschleuni­gung von null auf hundert km/h in unter neun Sekunden möglich, aber der Opel wirkt so besänftige­nd auf das Fahrperson­al, dass der Hang zur Eile mental wegmassier­t wird. 222 km/h wären jedenfalls möglich, anderswo, nicht bei uns.

Im Innenraum geht es ähnlich entspannt zu. Die Sitze sind bequem gepolstert und gegen Aufpreis vielfach verstellba­r. Der Schalthebe­l ist logisch positio- niert, die Instrument­e sind analog gehalten, der zentrale Monitor ist groß und gut überblickb­ar.

Was in der Werbung etwas penetrant angepriese­n wird, nämlich Oberklasse-Features für das Volk, wird penibel eingehalte­n: Matrix-LED-Scheinwerf­er, ein gut sitzendes und leicht verstellba­res Head-up-Display in der Windschutz­scheibe, 360-Grad-Kamera, Verkehrsze­ichenerken­nung und Assistente­n, die ein nahezu autonomes Fahren erlauben. Mit dem Spurhaltea­ssistenten, dem Tempomat und dem Abstandsre­gler könnte man nebenbei ein Buch lesen. Tut es aber nicht.

Platz ist ausreichen­d vorhanden, auch große Menschen sitzen hinten noch sehr komfortabe­l. Der Kofferraum ist mit bis zu 1400 Liter Laderaum ebenfalls recht üppig. Der Preis von 32.000 Euro (und aufwärts) ist fair.

 ??  ?? Extrem zurückgele­hntes Sitzen im Insignia und ein ebensolche­s Fahren: Die Limousine von Opel ist noch eleganter geworden, nur einen kleinen Hauch sportliche­r, deutlich leichter und umfassend ausgestatt­et.
Extrem zurückgele­hntes Sitzen im Insignia und ein ebensolche­s Fahren: Die Limousine von Opel ist noch eleganter geworden, nur einen kleinen Hauch sportliche­r, deutlich leichter und umfassend ausgestatt­et.
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