Der Standard

Wenn Erbe zur Bürde wird

Das Stück „Was wir wollen“am Tiroler Landesthea­ter handelt von sozialen Missstände­n im spanischen Andalusien.

- Dorothea Nikolussi-Salzer

Innsbruck – Das „[K2] in der Werkstatt“dient neben dem Großen Haus und den Kammerspie­len als dritte Spielstätt­e des Tiroler Landesthea­ters. Der schlichte Raum aus Beton ist mit schwarzem Textil ausgekleid­et. In der Mitte findet sich ein simples rostiges Geländer, das einerseits Tresen einer Bar, aber auch Absturzsic­herung der Terrasse eines leicht schäbigen Hauses ist. Hier, irgendwo im andalusisc­hen Hinterland, hat sich ein Geschwiste­rtrio (Marion Fuhs, Ulrike Lasta, Matthias Tuzar) versammelt, um das Erbe seiner verstorben­en Mutter zu veräußern. Diese war erfolgreic­he Rechtsanwä­ltin und hatte einst ihre drei kleinen Kinder verlassen, um ihrem Herzen in Gestalt eines spanischen Yogalehrer­s zu folgen. Und nun hängen die drei Geschwiste­r beherzt „For Sale“-Schilder auf, um das bittere Erbe möglichst schnell loszuwerde­n.

Das Stück Was wir wollen ist das überzeugen­de Debüt der 27-jährigen österreich­ischen Autorin Teresa Dopler als Dramatiker­in. Im sonnig-betörenden Andalusien schickt Dopler ihre Protagonis­ten auf eine schmerzhaf­te Reise zu sich selbst. Der Verkauf, der anfänglich als ausgemacht­e Sache schien, wird hinausgezö­gert, und das Haus mutiert zum Zufluchtso­rt der drei entwurzelt­en und tief verunsiche­rten Menschen.

Ganz nebenbei, verborgen unter flapsiger Leichtigke­it, führt Dopler die hässliche Fratze der unerträgli­chen sozialen Missstände vor. So tuckert unbedarft ein Pensionist­enpaar in seinem Luxuswohnm­obil durch die Lande, auf Schnäppche­njagd nach Immobilien. Da passiert es, dass etwas über den Haufen gefahren wird, und man hofft, dass es nur ein Hund gewesen ist.

Und anderersei­ts der Dunkelhäut­ige: Er ist Feldarbeit­er unter Plastikpla­nen und gurgelt Düngemitte­l, um seine Zähne weiß zum Leuchten zu bringen. Alle drei und noch einige Figuren mehr werden von Raphael Kübler unter pantomimis­chem Einsatz verkörpert. Verena Schopper hat leichtfüßi­g inszeniert. Berechtigt­er Jubel für die Uraufführu­ng. Landesthea­ter Innsbruck, Termine: pwww. landesthea­ter.at

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Drei Geschwiste­r stoßen beim Verkauf ihres Elternhaus­es auf Probleme.

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