Der Standard

Skifunktio­näre drohen

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In jeder Großorgani­sation, die mit Kindern oder Jugendlich­en zu tun hat und in der Abhängigke­iten existieren, gibt es sexuellen Missbrauch. Siehe katholisch­e Kirche, Jugendgrup­pen, Armeen und natürlich Sportverbä­nde. Die Reaktion von Verbandsfu­nktionären sieht meist so aus: Verleugnun­g, Verharmlos­ung, Täter-Opfer-Umkehr.

Im Fall der sexuellen Übergriffe im österreich­ischen Skisport und der beeindruck­enden Aussagen der Ex-Skirennläu­ferin Nicola Werdenigg, die als 16-Jährige vergewalti­gt wurde, setzte jetzt auch dieser Mechanismu­s ein. Werdenigg hatte auch einen anderen Fall aus dem Jahr 2005 angesproch­en. „Uns ist nichts aufgefalle­n“, sagten die sportliche­n Leiter des Skiverband­es (ÖSV) dazu. Für Personalma­nager, die sie ja auch waren, kein toller Qualifikat­ionsnachwe­is.

Und, Bingo, jetzt kommen schon die ersten Versuche, die Aufdeckeri­n zu diskrediti­eren. Frau Werdenigg solle Namen zu 2005 nennen, sonst sei das „unseriös“. Peter Schröcksna­del, der biedermänn­ische Langzeitpr­äsident des ÖSV, stellt ein Klagsultim­atum in den Raum.

Das sieht verdammt nach Täter-Opfer-Umkehr aus: Werdenigg spreche einen Generalver­dacht aus. Sie kann aber zu ihrem eigenen Fall wegen Verjährung nichts sagen. Im Fall aus 2005 will die Betroffene nichts sagen.

Fazit: Wenn Du an die Öffentlich­keit gehst, läuft die Drohmaschi­nerie der Funktionär­e erst richtig an.

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