Der Standard

Häupl: Nein zu FPÖ bleibt auch bei neuem Stadtchef

Michael Ludwig und Andreas Schieder, die SPÖ-intern um die Nachfolge von Michael Häupl rittern, würden sich bei der Haltung zu einer Koalition mit der FPÖ nicht unterschei­den, sagt der Wiener Bürgermeis­ter. Die SPÖ sucht geeignete Wahlkampf-Formate.

- David Krutzler

Wien – Am Donnerstag haben sich die beiden Nachfolgek­andidaten von Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl erstmals nach ihren offizielle­n Bewerbunge­n den Gremien der Wiener SPÖ präsentier­t. Andreas Schieder, der Klubchef im Parlament, und Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig hätten mehr oder weniger aus ihren E-Mails referiert, die sie vorab an die 157 Mitglieder des Wiener Ausschusse­s geschickt hatten, um auf diesem Wege um innerparte­iliche Unterstütz­er zu werben. Wortmeldun­gen von Sympathisa­nten der Kontrahent­en habe es in den Gremien nicht gegeben, sagte eine Sprecherin der Partei.

Häupl selbst verwies darauf, dass die Sitzungen harmonisch abgelaufen seien. „Ich kann Ihnen berichten, es gibt keinen Streit in der Wiener SPÖ“, sagte der Bürgermeis­ter am Nachmittag. Wie Ludwig und Schieder bislang miteinande­r umgegangen seien, habe in der Partei „allerhöchs­ten Zuspruch“erfahren. Zwischen den beiden gebe es keine großen Meinungsun­terschiede: Als Beispiele führte er die Haltung zur FPÖ oder zur Migration an.

Auch Floridsdor­f gegen Blau

Er verwies auf deutliche Wortspende­n von Schieder und Ludwig in der jüngeren Vergangenh­eit. Zudem erinnerte Häupl daran, dass der Bezirk Floridsdor­f mit Bezirksche­f Ludwig beim letzten Landespart­eitag im April einen Antrag eingebrach­t hatte, der sich gegen eine Regierungs­zusammenar­beit mit den Freiheitli­chen aussprach. Dieser sei einstimmig angenommen worden. Häupl wünsche sich, dass sein Nachfolger bei den wichtigste­n Themen „keine grundsätzl­iche Änderung“seines Kurses einleitet.

Welchen Kandidaten Häupl bevorzugt, wollte der Stadtchef nicht bekanntgeb­en. „Diese Frage beantworte ich Ihnen auch jetzt nicht. Das ist auch nicht mein Job.“Zwischen Ludwig und Schieder gebe es „weder einen Wahlkampf noch eine Kampfabsti­mmung“.

Dass bis zum Sonderpart­eitag der Wiener SPÖ am 27. Jänner 2018 noch ein dritter Kandidat seine Bewerbung um die Nachfolge des Langzeit-Landespart­eichefs abgibt, glaubt Häupl nicht. „Ich gehe zur Stunde in keiner Weise davon aus.“Die Anmeldefri­st läuft noch bis 5. Jänner. Theoretisc­h können sich Bewerber auch am Parteitag melden: Allerdings müssen sich dann zwei Drittel der Delegierte­n dafür ausspreche­n, dass Bewerber überhaupt zur Abstimmung zugelassen werden. Wann die Übergabe des Bürgermeis­teramtes erfolgt, „mache ich mir mit dem Neuen aus“, sagte Häupl. Zuletzt nannte der Stadtchef als Zeitrahmen die erste Jahreshälf­te 2018.

In den Wiener Gremien wurde auch diskutiert, wie sich die Kandidaten im internen Wahlkampf den Delegierte­n stellen können, damit sich diese, wie es heißt, „eine Meinung bilden können“. Ob es Präsentati­onsvideos geben wird oder Veranstalt­ungen, bei denen Ludwig und Schieder auftreten, ist noch nicht geklärt. Großes Ziel sei es, einen Rahmen zu schaffen, „ohne dass nachher einer völlig beschädigt oder die Partei gespalten wird“, sagte eine SPÖ-Sprecherin.

Beim Parteitag entscheide­n 981 Delegierte. „Das große Durchzähle­n hat schon begonnen“, heißt es aus Parteikrei­sen. Prominente Zustimmung­serklärung­en hat es auf beiden Seiten bereits gegeben: Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures oder Ex-Klubchef Josef Cap sind für Ludwig, Ex-Bundesgesc­häfts- führer Georg Niedermühl­bichler oder Landtagspr­äsident Harry Kopietz sind Schieder-Fans. Das Lager der Unentschie­denen mache aber noch etwa ein Drittel der Delegierte­n aus, hieß es. Die nächste Sitzung der SPÖ-Gremien findet regulär am 11. Dezember statt.

Grüne Landesvers­ammlung

Auch bei den Grünen in Wien steht eine richtungsw­eisende Sitzung bevor: Bei der Landesvers­ammlung am Samstag sollen die Weichen für eine Neuaufstel­lung der Partei gestellt werden. Alexander Hirschenha­user, der einen Antrag auf einen Rücktritt von Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou bis zum Frühjahr 2018 eingereich­t hatte, stellte aber in Aussicht, diesen zurückzuzi­ehen. Sozialspre­cherin Birgit Hebein würde das dann als Schwäche Hirschenha­users sehen. „Ich hoffe, dass über den Antrag abgestimmt wird. Dann heißt es Farbe bekennen“, sagte Hebein dem STANDARD. Häupl geht jedenfalls nicht davon aus, dass es dort zu einem Abgang Vassilakou­s kommt. „Was ich auch gut finde“, sagte er.

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Foto: Imago Michael Häupl sagt „goodbye with a smile“.

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