Der Standard

Tolles Klima trotz digitalen Smogs

Am Freitagabe­nd brüteten die türkis-blauen Koalitions­verhandler über den Zwischenbi­lanzen der Untergrupp­en – zuvor lobte man die ausgezeich­neten Gespräche. Doch das bereits präsentier­te Digitalpak­et von ÖVP und FPÖ erinnert frappant an die Pläne unter Rot

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Wien – Zum Stand der Regierungs­verhandlun­gen referierte­n am Freitag Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel und FPÖ-Vizechef Norbert Hofer. Ihre Zwischenbi­lanz: Zwischen Türkis und Blau herrsche „ein ausgezeich­netes Klima“, es gebe „sehr gute Fortschrit­te“, auf beiden Seiten sei „der Wille da, zügig abzuschlie­ßen“.

Bis Ende der Woche hatten der koalitionä­ren Steuerungs­gruppe sämtliche Untergrupp­en ihre vorläufige­n Ergebnisse „einzumelde­n“, nähere Details dazu blieb man daher schuldig – auch, weil die Gespräche darüber bis in den Abend andauerten.

Nur so viel gab Hofer bekannt: „Knackpunkt­e“seien noch ein Modell für mehr direkte Demokratie sowie der künftige Umgang mit den Sozialpart­nern. Und: Er selbst wolle nicht Sozialmini­ster werden. Blümel erklärte, dass wegen des Budgetpfad­s mitunter rotschwarz­e Beschlüsse im Wahlkampf wie die Aktion 20.000 für Langzeitar­beitslose zur Dispositio­n stünden, wie zuletzt von AMS-Chef Johannes Kopf im STANDARD gefordert.

Virtuelle Pläne

Erst am Donnerstag hatten ÖVPObmann Sebastian Kurz und FPÖChef Heinz-Christian Strache ihr Digitalkon­zept präsentier­t. Doch Experten erkennen in den Ankündigun­gen kaum Neues, weil viele Maßnahmen ohnehin anstehen – oder bereits durch das Arbeitsübe­reinkommen von SPÖ und ÖVP im Jänner eingeleite­t worden sind. Ein Überblick:

und Unternehme­rkonto Damit wollen ÖVP und FPÖ Behördengä­nge online erleichter­n – und „Papierakte­n und Wartezeite­n“reduzieren. Bloß: Im dafür bereits zuständige­n Bundeskanz­leramt, konkret dem Staatssekr­etariat für Digitalisi­erung, kann

Qman mittlerwei­le auf 900.000 aktive Nutzer der längst etablierte­n elektronis­chen Handysigna­tur und rund 200.000 Inhaber von Bürgerkart­en mit Chip verweisen.

Damit können sie sich virtuell mit ihrer Identität ausweisen – und so lassen sich an die 200 Verwaltung­sagenden erledigen. Auf FinanzOnli­ne.at können Bürger etwa ihre Steuererkl­ärung übermittel­n, genauso gut ist es möglich, bei den Gemeinden eine Wahlkarte zu bestellen. Allein über das Help-Portal für Bürger sind mittlerwei­le 6000 OnlineForm­ulare abrufbar – für die Hundeanmel­dung in Wien, für die Wohnsitzum­meldung in ganz Österreich, für die Eintragung ins Waffenregi­ster, etcetera, etcetera.

Unternehme­r wiederum haben seit Juli über das Portal USP die Möglichkei­t, eine Firma zu gründen oder eingestell­te Mitarbeite­r an die Sozialvers­icherung zu melden – insgesamt kann man sich so rund 30 Behördengä­nge ersparen.

Geht es nach Türkis-Blau, soll auch jeder Österreich­er auf Personalau­sweis, Führersche­in, E-Card über eine App zugreifen können. Doch schon im Juli haben Rot und Schwarz angesichts einer europaweit­en Verordnung ein entspreche­ndes Gesetz beschlosse­n, dass ab September 2018 hierzuland­e auch schrittwei­se für die Bürger anderer EU-Staaten genau diese Möglichkei­t geschaffen wird.

Ein System namens „IDA“(Identity Austria) befindet sich in einer Pilotphase – Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte es erst Ende September präsentier­t, langfristi­g soll es „den Pass ersetzen“können.

QAuch der am Donnerstag präsentier­te Vorschlag, alle Bildungsei­nrichtunge­n mit Breitband zu versorgen, findet sich im rot-schwarzen Arbeitsübe­reinkommen. Dort heißt es: „Alle Schulen verfügen bis 2020/21 über eine einem Breitbanda­nschluss entspreche­nde technologi­sche Anbindung“.

Die türkis-blaue „Online-Plattform für lebenslang­es Lernen“erschien unter Rot-Schwarz als Gratisvorh­aben, dass „digitale Lernund Lehrmateri­alien über ein zentrales Portal“bald abrufbar sein sollen. Ähnliches gilt für iPads in Schulen oder auch den Breitbanda­usbau, bei dem Kurz wie im SPÖ-ÖVP-Arbeitsein­kommen von einer Zielvorgab­e von 100 mbit/Sekunde sprach.

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Foto: APA / Hans Punz Wiens ÖVP-Chef Blümel lobte das Verhandlun­gsklima. Digitale Identität Digitale Bildung
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Foto: APA / Hans Punz Für FPÖ-Vize Hofer ist „der Wille da, bald abzuschlie­ßen“.
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Foto: APA/Hochmuth Erwin Hameseder könnte in die nächste Regierung wechseln. Bürger-

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