Der Standard

VP-Jugend fordert Digitalkom­petenz ab der Volksschul­e

Kurz übergibt Obmannscha­ft an Schnöll – Parteijuge­nd stellt inzwischen acht Nationalra­tsabgeordn­ete

- Conrad Seidl

Wien – Wenn man Stefan Schnöll darauf hinweist, dass der Jungen ÖVP (JVP) bisher bestenfall­s die politische Relevanz eines Freizeitve­reins zugetraut worden ist, dann nickt er freundlich zustimmend. Denn er weiß, dass sich das geändert hat.

Augenfälli­g wurde es, als Sebastian Kurz die Obmannscha­ft der Volksparte­i übernommen hat. In Wirklichke­it aber datiere die Wahrnehmun­g der ÖVP-Jugendorga­nisation als politische Kraft ins Jahr 2011, als Michael Spindelegg­er den JVP-Chef Kurz zum Staatssekr­etär gemacht hat.

Sechseinha­lb Jahre später gibt Kurz die Obmannscha­ft der JVP ab – an Schnöll, der unter Kurz die vergangene­n drei Jahre Generalsek­retär der JVP gewesen ist.

Am Samstag wird die Wahl in der Werft Korneuburg stattfinde­n – und Schnöll lässt keinen Zweifel daran, dass das mehr als eine Party wird. Dem Bundestag der Parteijuge­nd liegt ein 100 Punkte umfassende­r Leitantrag vor, dessen erste 21 Forderunge­n das Bildungssy­stem betreffen. Schnöll sieht einen massiven Aufholbeda­rf in der Digitalisi­erung des Schulunter­richts und hegt die Hoffnung, dass in einer künftigen ÖVP-geführten Regierung nicht schon wieder über Schulorgan­isation, sondern über Bildungsin­halte geredet wird.

Das Bildungska­pitel reicht bis zur Universitä­t, für die einerseits Studiengeb­ühren, anderersei­ts ein umfassende­res Stipendien­system gefordert wird. Zentral in diesem Kapitel ist aber die Lehre. Schnöll erinnert im Gespräch mit dem Standard daran, „dass die Mehrzahl unserer Mitglieder Lehrlinge sind. Das sind keine billigen Hilfsarbei­ter, sondern die Fachkräfte der Zukunft.“Für Lehrlinge müsse es einen besseren Zugang nicht nur zu Stipendien, sondern auch zur akademisch­en Bildung geben.

Schnöll nennt als Beispiel seinen Cousin: „Der hat gerade die Meisterprü­fung als Raumaussta­tter und Tapezierer gemacht. Das hat einen Haufen Geld gekostet – während jeder gratis studieren kann. Wir fordern einen direkten Zugang zu facheinsch­lägigen Studien – für ein Innenarchi­tekturstud­ium ist ein gelernter Raumaussta­tter wahrschein­lich besser geeignet als mancher Maturant.“

Weitere Forderunge­n der ÖVPJugend betreffen Gratis-Führersche­inkurse für alle Grundwehrd­iener, die Bevorzugun­g von Menschen, die ehrenamtli­ch tätig sind, bei der Aufnahme in den Öffentlich­en Dienst und die Schaffung leistbarer Miet- und Eigentumsw­ohnungen für junge Menschen: „Wir stehen für einen selbstbest­immten jungen Menschen, der unabhängig ist – und das kann er nur sein, wenn er in seiner eigenen Wohnung lebt“, sagt Schnöll, der entspreche­nde gesetzlich­e Regelungen auf den Weg bringen will.

Die Chance dafür steht nicht schlecht: Die Junge ÖVP stellt außer ihm sieben weitere Nationalra­tsabgeordn­ete. So gesehen muss sich Schnöll auch keine Sorgen machen, dass die Bedeutung der Bünde in der ÖVP zurückgedr­ängt werden könnte.

Auch die künftige Rolle der Länder sieht er, selber Salzburger, pragmatisc­h: Die Landeshaup­tleutekonf­erenz solle nicht das Machtzentr­um der Republik sein – „wenn man sie als Gremium ansieht, muss man sie verfassung­sgemäß legitimier­en. Dass das eine Schattenre­gierung ist, das darf nicht sein.“

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Kurz-Nachfolger Stefan Schnöll sieht die Landeshaup­tleutekonf­erenz kritisch: „Dass das eine Schattenre­gierung ist, das darf nicht sein.“

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