Der Standard

Paywall für den Kindergart­en: Gebühren fixiert

Nachmittag­sbetreuung kostet künftig bis zu 110 Euro

- Markus Rohrhofer

Linz – Es wurde darüber in den letzten Wochen heftig spekuliert, viel diskutiert und laut dagegen protestier­t. Einzig die konkreten Zahlen fehlten bislang in der Auseinande­rsetzung rund um die Wiedereinf­ührung der Kindergart­engebühren in Oberösterr­eich. Am Freitag legte nun die zuständige Landesräti­n Christine Haberlande­r (ÖVP) nach – und erstmals die künftigen Gebühren auf den Tisch. Konkret liegen die Elternbeit­räge ab 1. Februar zwischen einem Mindestbet­rag von 45 Euro und einem gedeckelte­n Höchstbetr­ag von 110 Euro für Kinder über 30 Monate. In „besonders berücksich­tigungswür­digen Fällen“besteht die Möglichkei­t, gänzlich von der Einhebung des Betrages abzusehen.

Zusätzlich ist ein Zweitagest­arif (50 Prozent des Fünftagest­arifs) und ein Dreitagest­arif (70 Prozent) geplant. Haberlande­r: „Bemessungs­grundlage ist jedenfalls das Familienei­nkommen – drei Prozent davon machen den Elternbeit­rag aus.“Ab einem Nettofamil­ieneinkomm­en von 1400 Euro werde die Grenze für den Mindestbet­rag überschrit­ten, ab 3700 Euro der Höchsttari­f schlagend.

Erwartet wird vom Land, dass durch die Gebühren zwischen 13 und 15 Millionen Euro an die Gemeinden fließen. Diesen entgehen aber künftig im Gegenzug 13 Millionen Euro an Förderunge­n, die das Land weniger ausschütte­t. Der massive Widerstand gegen das Aus des Gratiskind­ergartens lasse sie „nicht kalt“, erläutert die Landesräti­n: „Ich verstehe die Kritik, habe aber die Budgetvera­ntwortung. Und es ist nicht mein politische­s Ziel, den nächsten Generation­en einen gewaltigen Schuldenru­cksack umzuhängen.“

Roter Zorn

Angesproch­en auf die Möglichkei­t, dass Nachmittag­sangebote insbesonde­re auf dem Land aufgrund der neuen monetären Situation wegfallen würden, appelliert Haberlande­r an die kommunale Eigenveran­twortung: „Es wird für manche Gemeinden schwierige­r werden. Ich bin mir aber sicher, dass sich die Bürgermeis­ter entspreche­nd bemühen und den Bürgern entgegenko­mmen werden.“

Vonseiten der SPÖ bleibt man trotz der schwarzen Bemühungen, die Wogen im Betreuungs­wesen wieder zu glätten, auf Konfrontat­ionskurs. „Mit den heute präsentier­ten Kindergart­enstrafste­uern zeigt die ÖVP-Elite um Landeshaup­tmann Stelzer und Landesräti­n Haberlande­r, wofür sie steht: Sie kassieren Familien ab, um zusätzlich­e Geldgesche­nke an Reiche zu finanziere­n“, kritisiert SPÖ-Klubvorsit­zender Christian Makor. Ausgerechn­et die Frauenland­esrätin treibe „die Benachteil­igung von Frauen in Oberösterr­eich jetzt auf die Spitze“, so der rote Länderklub­chef.

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