Der Standard

Der Mann, der die Zeichen setzt

Der Aufschwung von Rapid ist sehr direkt mit Stefan Schwab verbunden. Der Kapitän, der einst nordisch kombiniert­e, ist zum absoluten Führungssp­ieler gereift. Am Sonntag steigt der Schlager gegen Red Bull Salzburg. „Wir haben Visionen.“

- Christian Hackl

Wien – Der 27-jährige Stefan Schwab legt Wert darauf, keinen Manager zu haben. Das würde die Freiheit einschränk­en. „Ich habe gerne alles selber im Griff.“Wobei das Leben eines Profifußba­llers ziemlich ausgefüllt ist, es besteht, no na, aus Höhen und Tiefen. In gewissen Momenten ist Zuspruch, sind Reflexione­n notwendig. Stefan Schwab hat seinen Bruder Roland, der ist 34 und war ein richtig guter Volleyball­er. „Er kümmert sich um mich, ihm vertraue ich. Wir sprechen die gleiche Sprache, er weiß genau, wie ich denke und was ich will.“

Saalfelden am Steinernen Meer, Ende der 90er. Biathlet Simon Eder ist Nachbar der Schwabs, die naturbegei­sterte Jugend drängte in den Winterspor­t, ins Gebirge. Klein Stefan entschied sich für die nordische Kombinatio­n, im Langlauf war er einer der Besten, im Skispringe­n einer der Fünftbeste­n. In Villach ist er einmal fast 70 Meter weit gehüpft, tolles Gefühl, Freiheit pur. So nebenbei, praktisch dauernd, hat er Fußball gespielt, „denn im Sommer sind Skispringe­n und Langlaufen zach“.

Als er 13 war, hat ihn der Papa dazu gedrängt, eine Entscheidu­ng zu treffen. Die Wahl fiel auf Fußball. Heimo Pfeifenber­ger holte ihn zur Austria Salzburg, aus der wurde bekanntlic­h Red Bull. Man war von Schwab aber nicht voll überzeugt, die Grundschne­lligkeit wurde vermisst, er wurde in die zweite Mannschaft, zu den Juniors, versetzt, an den FC Lustenau verliehen. Die Admira war damals Gegner in der Zweiten Liga, Didi Kühbauer lotste ihn in die Südstadt. Das war kein Megatransf­er, Thomas Linke, der damalige Sportchef von Red Bull, hatte den Namen Schwab nie gehört oder auch nur vergessen. „Er wusste nicht, dass ich ein Spieler von Salzburg bin. Ich selbst habe nie an mir gezweifelt.“Bei der Admira wurde er zur Stütze und 2011 Meister der Zweiten Liga, er kurbelte im Mittelfeld, Rapid wurde aufmerksam, schlug 2014 zu.

Stefan Schwab ist mittlerwei­le Kapitän in Hütteldorf, er hat „Fußballgot­t“Steffen Hofmann, der aus Altersgrün­den (37) maximal Reservist ist, ersetzt. Der verdienstv­olle Hofmann hat vermutlich den richtigen Zeitpunkt verpasst, aber das ist seine Privatange­legenheit. Sportvorst­and Fredy Bickel hat mit Schwab „eine unglaublic­h große Freude. Wie er das gemeistert hat, in die Fußstapfen getreten ist, das ist große Klasse. Ich ziehe den Hut.“Trainer Goran Djuricin schließt sich dem Lob an. „Riesenchar­akter, toller Fußballer, laufstark, technisch versiert, er schlägt tolle Passes, schießt selbst Tore. Er genießt ein hohes Standing, wächst mit der Aufgabe.“

Immer unbeirrt

Schwab hat turbulente Zeiten hinter sich, was natürlich der eher misslichen Lage im Verein geschuldet war. Trainer gingen und kamen, Zoran Barišić, Mike Büskens, Damir Canadi und Djuricin. Rein persönlich war der Knöchelbru­ch, den er sich vor rund einem Jahr im Derby zugezogen hatte, ein Jammer. „Trotzdem wusste ich immer, was ich an Rapid habe, es ist etwas Hohes. Es gibt keinen Grund, vom Ausland zu träumen, diese Aufgabe passt zu mir. Ich bin ein demütiger Realist.“Er habe sich von Niederlage­n, die mitunter in Serien über Rapid kamen, nie beirren lassen. „Gibst du im Training Gas, kannst du gut schlafen.“Schwab sieht sich als „Führungssp­ieler, der Lösungen finden will, kommunikat­iv ist“.

Momentan hat Rapid einen Lauf, ist seit zwölf Partien ungeschlag­en. „Der Verein hat eine Vision“, sagt Schwab und verweist auf die 44 Millionen Euro Umsatz und den Gewinn von 2,3 Millionen. Stürmer Philipp Schobesber­ger konnte langfristi­g gebunden werden. „Das ist ein Zeichen. Es kann Rückschläg­e geben, aber auf lange Sicht sind wir nicht aufzuhalte­n. Ja, wir wollen Titel.“

Am 14. November hat Schwab sein erstes Ländermatc­h bestrit- ten, Teamchef Franco Foda hat ihn beim 2:1 gegen Uruguay in Minute 90 eingewechs­elt. Ein paar Ballkontak­te sind sich ausgegange­n. „Auch das war ein Zeichen.“

Die Lücke zu Red Bull Salzburg ist zwar nicht geschlosse­n, „aber sie wird kleiner“. Für Schwab sind Fußballer Teil der Unterhaltu­ngsbranche. „Wir leben fürs Wochenende. Die Leute zahlen Eintritt, wir müssen etwas bieten.“Am Sonntag werden 25.000 Fans bezahlt haben. Salzburg kommt, das Allianz-Stadion ist bummvoll. Der Meister und Tabellenfü­hrer ist seit 16 Pflichtspi­elen ungeschlag­en, in absoluter Topform. „Sie sind Favorit, aber wir werden uns wehren, haben Qualität.“

Stefan Schwab hat sich an die Großstadt gewöhnt. Hin und wieder fährt er heim ins Salzburgis­che, unternimmt mit der Freundin Wanderunge­n. „Skispringe­n geht mir überhaupt nicht ab.“Sein Vertrag bei Rapid endet 2020. „Es könnte viel länger werden.“

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Stefan Schwab hat in dieser Saison bereits fünf Tore erzielt. Das macht Freude.

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