Der Standard

Zombies im Hinterland

- Birgit Baumann

Es neigt das Tatort- Jahr 2017 sich langsam seinem Ende zu, und man hat als Zuseher allerhand aushalten müssen (Grusel in Frankfurt) und einiges bestaunen können (Porno in München). Und auch dieser Sonntag steht mit Böser Boden nicht unbedingt im Zeichen von 08/15.

Die Bundespoli­zisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) verschlägt es in die niedersäch­sische Provinz, wo ein aus dem Iran stammender Flüchtling tot aufgefunde­n wird. Der Mann war Fahrer der Firma Norfrac – schon der Name deutet nach Tatort- Lesart darauf hin, dass es kein sympathisc­hes Unternehme­n ist.

In der Tat, es verdient sein Geld mit Fracking, der Tote hatte als Fahrer giftige Flüssigkei­ten transporti­ert. Und wo Fracking betrieben wird, da sind die Umweltschü­tzer nicht weit. In diesem abgelegene­n Dorf sind sie allerdings reichlich seltsam. Sie sind blass, haben Pickel und rennen wie die Zombies herum. Das soll nicht als Kritik an der schauspiel­erischen Leistung verstanden werden, sondern ist von den Autoren durchaus so gewollt.

Während Falke noch über „Öko-Nazis“, die den ganzen Tag lang Hirse fressen, ätzt, bemerkt Grosz, dass hier etwas nicht stimmt. Der Zuseher übrigens auch, allerdings bezieht sich das Unbehagen eher auf die Story. Sowohl die Umweltakti­visten als auch die Konzernver­treterin geben Klischeesä­tze von sich, die man schon aus gefühlt tausend ÖkoFilmen kennt.

Dass ein ganzes Dorf ins Reich der Zombies abdriftet und kein Außenstehe­nder das erkennen will, ist auch nicht überzeugen­d – außer in einem gut gemachten Horrorfilm. Aber daran reicht dieser Tatort nicht ansatzweis­e heran. pderStanda­rd.

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