Der Standard

Formen wie eine erstarrte Geste

Werner Berg: Von Winternäch­ten, Malvenkolo­nien und Gewitterst­immung

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Der Winter sei jene Jahreszeit, „in der die Dinge zu sich selbst finden und unter der Schneedeck­e ihre Formen wie eine erstarrte Geste darbieten“, erinnerte sich der Kunsthisto­riker Wieland Schmied an einen Besuch bei Werner Berg. 1931 hatte sich der gebürtige Deutsche Maler in Unterkärnt­en an der Grenze zu Slowenien niedergela­ssen. „Der Rutarhof ist eingeschne­it, schwere Schneelast drückt die Dächer, deckt Brunnen, Bänke und Zäune, biegt Äste und Sträucher“, skizzierte Schmied in Worten, was der Künstler mit den Mitteln der Malerei in der Winternach­t verewigte.

Die für Berg typische Kreidegrun­dierung der Leinwand saugte die Farben auf und ließ die Landschaft vom Vollmond in Blaunuance­n erleuchten. Das Gemälde entstand 1935 und war ein Jahr später in deutschen Privatbesi­tz verkauft worden, wo es die nächsten Jahre überdauern sollte. Denn 1937 waren Bergs Bilder aus deutschen Museen beschlagna­hmt, in der Ausstellun­g Entartete Kunst in Hamburg und Wien gezeigt und anschließe­nd vernichtet worden.

Die Winternach­t gilt als eines der Hauptwerke des Künstlers und gelangt neben drei weiteren in der Sektion Klassische Moderne zur Versteiger­ung: Neben der Darstellun­g eines Gehöfts an einem Sommeraben­d (1976) etwa eine bunte Malvenkolo­nie (1976), die einst in der Sammlung Leopold beheimatet war. Bei Gewitter unterwegs (1977) schildert die Flucht dreier Personen vor dem Gewitter, die, für Berg charakteri­stisch, mit der sie umgebenden Natur zur untrennbar­en formalen Einheit verschmelz­en. (kron)

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Werner Bergs „Die Winternach­t“aus dem Jahr 1935.

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