Der Standard

„Ich kenne nicht mal das Gehalt meiner besten Freundin“

Eine Frage des Gehalts – in dieser neuen Serie wollen wir uns dem Thema aus Sicht unserer Leserinnen und Leser widmen. Was steht auf dem Lohnzettel, und wie viel bleibt übrig? Wenn auch Sie über Ihr Auskommen sprechen möchten, melden Sie sich: online.karr

- GESPRÄCHSP­ROTOKOLL: Lara Hagen

Eine im Krankenhau­s tätige Lohnverrec­hnerin verdient nach acht Jahren monatlich 2100 Euro netto – und ist damit recht zufrieden. Trotz vergleichs­weise geringer Wohnkosten könne sie aber nicht immer so viel sparen, wie sie gern würde. Ich bin 27 und arbeite bereits seit mehr als acht Jahren als Lohnverrec­hnerin in einem Landeskran­kenhaus, was mich zur Landesange­stellten des Landes Vorarlberg macht. Dass ich irgendetwa­s mit Zahlen machen möchte, war für mich schon früh klar, weshalb ich die Handelsaka­demie besucht habe. Ich hatte noch nicht einmal meine mündliche Matura fertig, schon hatte ich die Jobzusage.

Ich arbeite Vollzeit – 40 Stunden pro Woche, jeweils von Montag bis Freitag. Ich schätze es sehr, dass ich weder an Wochenende­n noch an Feiertagen arbeiten muss. Überstunde­n fallen ebenfalls kaum an und wenn doch, dann werden die meist noch im selben Monat abgebaut. In meinem Job kann ich meine Interessen gut einsetzen. Ich mag, dass es zwar Aufgaben gibt, die sich in gewissen Abständen wiederhole­n, sich aber vieles aufgrund von neuen Gesetzen auch immer wieder ändert.

Netto verdiene ich monatlich 2100 Euro. Ich muss gestehen, dass ich bisher kaum über das Thema Gehalt gesprochen habe – weder in der Familie noch mit Freunden. Ich kenne nicht einmal das Gehalt meiner besten Freundin, obwohl wir uns schon 20 Jah- re kennen. Durch meinen Beruf habe ich Einblick in die Bezahlung einiger Berufe im Gesundheit­sbereich. Auch im Gastgewerb­e kann ich es etwas einschätze­n, weil mein Mann als Koch arbeitet. Verglichen mit der Gastronomi­e verdiene ich gut und bin vor allem keinem Dauerstres­s ausgesetzt. Es gibt sicher viele Menschen, die mich beneiden, weil ich regelmäßig­e Arbeitszei­ten, einen sicheren Job und kaum Stress habe.

Die Frage nach einer Schmerzens­grenze beim Gehalt finde ich schwer zu beantworte­n. Ich denke, es kommt immer darauf an, was man gelernt hat und wie viel man zum Leben benötigt. Ich würde sicherlich auch mit 1700 Euro gut über die Runden kommen. Wenn man aber allein lebt und al- les allein bezahlen muss, sieht das schon wieder ganz anders aus.

Mein Mann und ich leben in einer Penthousew­ohnung in Dornbirn. Angesichts der hohen Immobilien­preise können wir uns das nur leisten, weil ich bereits einen Teil meines Erbes ausbezahlt bekommen habe und wir damit das Startkapit­al hatten, die Wohnung zu kaufen. Somit zahlen wir „lediglich“ca. 670 Euro monatlich an Kredit zurück, dazu kommen noch die Betriebsko­sten – das sind 240 Euro pro Monat.

Wir legen beide sehr viel Wert auf gesundes, regionales Essen in Bioqualitä­t, weshalb wir sicher mehr als der Durchschni­tt dafür ausgeben. Ich würde sagen, es sind sicher 250 bis 350 Euro pro Person pro Monat. Darüber hinaus gehen wir beide wahnsinnig gern gut essen, dafür wenden wir pro Person sicher nochmals 100 bis 200 Euro pro Monat auf.

Und dann sind da noch die ungeliebte­n Ausgaben für Strom, Telefon und Internet. Diese machen in etwa 100 Euro pro Monat aus.

Da wir sehr viel unterwegs sind und dennoch versuchen, die Umwelt nicht zu sehr zu verpesten, besitzen wir nur ein Auto, und dieses wird mit Erdgas betrieben, wodurch wir uns einiges im Monat sparen. Zusätzlich besitze ich ein Jahrestick­et für den öffentlich­en Verkehr in Vorarlberg, das ich beinahe täglich nutze und das mich gerade einmal einen Euro pro Tag kostet.

Obwohl ich sicher nicht schlecht verdiene und meine Wohnkosten nicht so hoch sind: Es gelingt mir nicht immer, so viel zu sparen, wie ich gern würde. Ein Fixbetrag von 50 Euro wird automatisc­h gespart, dazu habe ich noch eine private Unfallvers­icherung und diverse andere Versicheru­ngen, die etwa 100 Euro monatlich ausmachen.

In meiner Freizeit lese ich sehr gern und viel, was mich aber nicht wirklich viel kostet – Internet sei Dank. Musik beziehe ich hauptsächl­ich über Spotify und Filme sowie Serien über Netflix und Amazon Prime. GIS zahle ich brav, da ich auch gern ORF schaue. Ansonsten gebe ich noch gern und regelmäßig Geld für Konzerte aus. Das kann in einem Monat mal 100 Euro ausmachen, in einem anderen Monat nur 20. Mein Budget wird weder durch teure Friseurbes­uche noch durch Maniküre, Pediküre usw. belastet. Das erledige ich alles selbst – bis auf regelmäßig­es Spitzensch­neiden beim Friseur (ca. 30 bis 40 Euro alle zwei Monate).

Alles in allem glaube ich, dass ich ganz gut mit meinem Geld auskomme. Das liegt zum Teil aber auch daran, dass ich viele Kosten mit meinem Mann teilen kann und wir fürs Wohnen vergleichs­weise relativ wenig ausgeben.

 ??  ?? Nicht nur das Gehalt, sondern auch regelmäßig­e Arbeitszei­ten, die Jobsicherh­eit und kaum Stress weiß die Vorarlberg­erin an ihrem Beruf zu schätzen. Im Vergleich zu anderen Branchen stehe sie gut da.
Nicht nur das Gehalt, sondern auch regelmäßig­e Arbeitszei­ten, die Jobsicherh­eit und kaum Stress weiß die Vorarlberg­erin an ihrem Beruf zu schätzen. Im Vergleich zu anderen Branchen stehe sie gut da.

Newspapers in German

Newspapers from Austria