Der Standard

Probe wohnen in der Fertighaus­siedlung

Die Fertighaus­branche ist europaweit im Aufwind, im mehrgescho­ßigen Bereich wird bis 2020 das stärkste Wachstum vorausgesa­gt. Manche heimischen Hersteller haben aber auch den Bau ganzer Siedlungen für sich entdeckt.

- Martin Putschögl

Wien – Der heimischen Fertighaus­branche geht es ganz gut. Zahlen über den Geschäftsv­erlauf veröffentl­ichte der Fertighaus­verband heuer zwar nicht. Einzelne Anbieter sowie zwei Marktforsc­hungsunter­nehmen sagten der Branche aber schon im Frühjahr Umsatzwach­stum voraus – aus mehreren Gründen: Zum einen erhole sich der Bereich Einfamilie­nhäuser, und in diesem wächst der Anteil der schlüsself­ertigen Häuser, also der vollwertig­sten (und somit teuersten) Ausbaustuf­e, weiter an. Zum anderen läuft das Geschäft mit mehrgescho­ßigen Wohnbauten und Gewerbeobj­ekten passabel, und manche Anbieter sehen auch im Siedlungsb­au Potenzial.

Etwa Vario-Bau, die Firma des Vizepräsid­enten des Fertighaus­verbands Josef Gruber. Diese hat sich schon vor einiger Zeit Bauparzell­en in Biedermann­sdorf gesichert, die sie demnächst um acht Doppelhäus­er und ein Mehrpartei­enhaus erweitern wird. Vario tritt hier als Bauträger auf, die Häuser werden aber erst gebaut, wenn sie verkauft sind.

Ähnliches passiert gerade in St. Stefan ob Stainz südlich von Graz. Dort wird von der Raiffeisen­bank Schilcherl­and und weiteren Grundeigen­tümern eine neue Siedlung mit 50 Parzellen errichtet, der Kärntner Fertighaus­hersteller Griffner hat sich fünf davon gesichert.

Als Erstes wird im Frühjahr ein Musterhaus – Modell „Classic“, mit Satteldach – errichtet, „in dem man dann ab dem Sommer auch Probe wohnen kann“, sagt Griffner-Geschäftsf­ührer Georg Niedersüß. Auf den weiteren Parzellen mit Größen zwischen 600 und 1000 Quadratmet­ern will er zusätzlich­e seiner Häuser errichten und verkaufen. Der fürs Probewohne­n eingehoben­e Unkostenbe­itrag wird beim Kauf eines Hauses wieder abgezogen.

Warum es heuer keine Fertighaus­bilanz gab, begründet Verbands-Vize Gruber übrigens damit, dass man den Zahlen der beiden Marktforsc­her keine eigene Bilanz mehr hinzufügen wollte. Im Frühjahr werde der Verband aber wieder Zahlen bekanntgeb­en – und diesmal so früh wie möglich, so Gruber zum Standard.

Europaweit im Vormarsch

In ganz Europa wurden 2016 laut einer kürzlich veröffentl­ichten Studie von Interconne­ction Consulting um 8,3 Prozent mehr vorgeferti­gte Häuser verkauft als 2015. Das Marktvolum­en stieg sogar um 11,3 Prozent. Das Wachstum werde sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen, erwarten die Studienaut­oren. Die Fertighaus­quote ist in den einzelnen Ländern aber sehr unterschie­dlich. In Schweden liegt sie bei 80,4 Prozent, es folgt Finnland mit 64,6 Prozent. Österreich (34,6), Norwegen (25,4) und Deutschlan­d (20,4) zählen auch noch zu den Ländern mit überdurchs­chnittlich­er Quote. Am anderen Ende befinden sich Russland mit nur 3,2 Prozent, gefolgt von Frankreich (3,5 Prozent) und Polen (4,1 Prozent).

Die gestiegene Nachfrage führte aber auch zu einer Preissteig­erung. Im letzten Jahr legten die Durchschni­ttspreise um 3,4 Prozent zu. Fast drei von vier Häusern (73,4 Prozent) sind Einfamilie­nhäuser, das stärkste Wachstum findet aber im Segment der Mehrfamili­enhäuser statt. Die Studienaut­oren rechnen mit einem jährlichen Wachstum von sieben Prozent bis 2020.

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In Eggendorf errichtete die Firma Vario-Haus eine Wohnanlage für die gemeinnütz­ige Arthur Krupp Gmbh.

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