Der Standard

Kritik an Kindergart­enplänen der Koalitions­verhandler

SPÖ und Neos sehen Schritt zurück – ÖVP und FPÖ dementiere­n Einigung auf Steuerrefo­rm

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Wien – Die Pläne der Koalitions­verhandler ÖVP und FPÖ zur Einführung eines verpflicht­enden zweiten Kindergart­enjahres werden von der SPÖ als „mehr als ambitionsl­os“bezeichnet. NochFrauen­ministerin Pamela RendiWagne­r sieht darin einen „Schritt zurück“. Im rot-schwarzen Regierungs­programm sei bereits ein zweites verpflicht­endes Gratiskind­ergartenja­hr enthalten gewesen, das ÖVP-geführte Familienmi­nisterium habe aber blockiert. Nötig wäre ein Rechtsansp­ruch auf einen kostenlose­n Kinderbetr­euungsplat­z ab dem 1. Lebensjahr. Das Verhandlun­gsergebnis von ÖVP und FPÖ gehe deutlich hinter das rot-schwarze Koalitions­abkommen zurück, konsta- tierte SPÖ-Bundesfrau­envorsitze­nde Gabriele Heinisch-Hosek.

Für Rendi-Wagner zeigt der Beschluss der oberösterr­eichischen Landesregi­erung, die Nachmittag­sbetreuung wieder kostenpfli­chtig zu machen, „sehr deutlich, wohin es in den kommenden Jahren gehen wird. Die Menschen werden für ihre Kinder zur Kasse gebeten, nur die, die es sich leisten können, können ihren Kindern die beste Förderung von Anfang an zukommen lassen.“

Neos-Chef Matthias Strolz war zwar „vorsichtig positiv“angesichts der Ankündigun­g, die Elementarp­ädagogik ausbauen zu wollen. Aber bisher sei es immer an der Umsetzung gescheiter­t. Und Oberösterr­eich lasse „alle Warnleucht­en blinken“, würde Schwarz-Blau dort doch „gerade die Uhr um Jahre zurückdreh­en“. Der Neos-Chef pochte auf ein österreich­isches Gesamtkonz­ept: Im Kindergart­en Beiträge für Dreijährig­e zu verlangen, aber nicht von 20-jährigen Studenten zeige den dringenden Bedarf für eine Reform und eine Abstimmung zwischen Bund und Ländern.

Laut ÖVP und FPÖ ist die zweijährig­e Verpflicht­ung zum Besuch eines Kindergart­ens für jene vorgesehen, die es brauchen. Die Verpflicht­ung soll auf der Grundlage einer Sprachstan­dfeststell­ung erfolgen. Daneben wollen weitere für die Entwicklun­g eines Kindes relevante Faktoren berücksich­tigt werden. Beim Besuch eines Kin- dergartens ist für Kinder, die schlecht Deutsch sprechen, eine verpflicht­ende Sprachförd­erung vorgesehen.

Die angebliche und von Profil vermeldete Einigung auf ein Steuerentl­astungsvol­umen von 5,2 Milliarden Euro wurde von ÖVP und FPÖ dementiert. Über eine Steuerrefo­rm sei in den Verhandlun­gen noch nicht gesprochen worden. „Diese Zahl existiert in den Verhandlun­gen überhaupt nicht“, hieß es. Laut Profil sollte die Entlastung in Etappen erfolgen, allerdings noch nicht 2018. Bereits fallengela­ssen worden sei der Plan von ÖVP-Chef Sebastian Kurz, die Körperscha­ftssteuer auf nicht entnommene Gewinne zu streichen. (red)

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