Der Standard

Köstinger will direkte Demokratie behutsam ausbauen

Parlamenta­rische Einrichtun­gen hätten Vorrang, müssten aber transparen­ter werden

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– Nationalra­tspräsiden­tin Elisabeth Köstinger (ÖVP) plädiert für einen behutsamen Ausbau der direkten Demokratie. Diese müsste aber so gestaltet werden, dass millionens­chwere Kampagnen, radikale Kräfte oder das Ausland keinen Einfluss auf Referenden nehmen könnten: „Man braucht sich nicht zu fürchten, muss es aber so ausgestalt­en, dass es nicht zu einer Gefahr für die Demokratie werden kann.“

Die Frage der direkten Demokratie ist derzeit einer der Knackpunkt­e bei den Koalitions­verhandlun­gen zwischen der ÖVP und der FPÖ. Die Freiheitli­chen wünschen sich mehr Volksabsti­mmungen. Wird ein Volksbegeh­ren von mehr als vier Pro- zent der Zeichnungs­berechtigt­en (rund 250.000 Personen) unterstütz­t, soll es eine Volksabsti­mmung geben. Die ÖVP legt in ihrem Wahlprogra­mm die Latte höher und will Volksabsti­mmungen erst ab zehn Prozent Unterstütz­ung (rund 640.000).

Köstinger glaubt zwar, dass die Instrument­e der direkten Demokratie – dazu zählt sie eine stärkere Bürgerbete­iligung durch Abstimmung­en, aber auch die Stärkung des Vorzugssti­mmensystem­s bei Wahlen – ausgebaut gehören, will am System der repräsenta­tiven Demokratie, bei der gewählte Vertreter für das Volk entscheide­n, aber nicht rütteln. „Ich bin eine leidenscha­ftliche Parlamenta­rierin und eine echte Ver- fechterin der repräsenta­tiven Demokratie – weil ich bisher auch kein besseres Modell auf der Welt kennengele­rnt habe.“

Als Parlaments­präsidenti­n wolle sie sich für mehr Transparen­z bei Abläufen und Arbeitswei­sen im Parlament starkmache­n, um die Bürger so auch stärker in den parlamenta­rischen Prozess einzubezie­hen. Klar sei aber, dass die Österreich­er künftig auch abseits von Wahlen mehr Möglichkei­ten zur wirklichen Mitentsche­idung bekommen sollen. „In welcher Art und Weise und ab welchen Prozentsät­zen, dass muss man sich sehr genau anschauen.“

Wenig Freude hat die Nationalra­tspräsiden­tin mit den jüngsten Diskussion­en um Politikerg­ehäl- ter – etwa die dreimonati­ge Entgeltfor­tzahlung von ausscheide­nden Abgeordnet­en oder das von der SPÖ aufgebesse­rte Abgeordnet­engehalt des roten Parteivors­itzenden Christian Kern. „Neiddebatt­en halte ich auf jeder Ebene für schlecht.“

Dass es dabei vor allem immer wieder um Politiker geht, sei bedauerlic­h: „Oft waren es auch Anlassfäll­e, die zu Recht kritisiert wurden. Jeder hat sich an das geltende Recht zu halten. Im Fall von Christian Kern ist es absolut legitim, wenn er sich von der Partei zusätzlich bezahlen lässt. Das ist Sache der Partei. Im Endeffekt helfen all diese Debatten nicht unbedingt, um ein positives Bild der Politik zu verstärken.“(APA)

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Foto: Matthias Cremer Verteidigt Zusatzbezu­g von Kern (SPÖ): Elisabeth Köstinger (ÖVP). Wien

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