Der Standard

Caterer Henry steigt aus dem ÖBB-Zug aus

Der Abschied kündigte sich an, doch die Vergabe zog sich wie Strudeltei­g: Im März steigt Do & Co aus der Zugbewirts­chaftung der ÖBB aus. Die Essensausg­abe macht Ex-Partner Donhauser mit Don Travel.

-

Wien – Die Kantine für die ÖBBMitarbe­iter in der Konzernzen­trale am Wiener Hauptbahnh­of versorgt er bereits seit 2016 mit Speisen und Getränken, nun folgen die ÖBB-Schnellzüg­e („Railjet“): Ab April 2018 wird die Bordverpfl­egung von der Don Travel Railcateri­ng GmbH des Josef Donhauser erbracht. Sie sei als Bestbieter aus dem Vergabever­fahren hervorgega­ngen, teilte die ÖBB-Personenve­rkehr AG am Montag mit.

Vorbehaltl­ich allfällige­r Einsprüche während der nun laufenden zehntägige­n Stillhalte- und Einspruchs­frist ist somit fix: Caterer Henry geht bei den ÖBB-Railjets von Bord. Donhauser ist quasi ein alter Bekannter der Staatsbahn, der das überaus schwierige Geschäft der Zugbewirts­chaftung kennt wie seine Westentasc­he. Hat er diesen Geschäftsb­ereich doch in den 1990er-Jahren für die ÖBB unter der Marke E-Express aufgebaut (nachdem die Bahn die langjährig­e Kooperatio­n mit Wagon Lits beendet hatte).

Vor rund sechs Jahren gab es dann Brösel – und Kritik seitens der damaligen ÖBB-Führung an Qualität und Aufmachung der feilgebote­nen Ware. Der Streit gipfelte in einer Neuausschr­eibung, die nicht E-Express für sich entschied, sondern der Airline- und Formel-1-Caterer Do & Co. Er kreierte und betreibt unter der Marke „Henry am Zug“Schnellres­taurants auf Bahnhöfen.

Der Übergang von „Henry am Zug“zu Don Ende März ist quasi ein fliegender – vorausgese­tzt, die die Vergabe hält. Sie hat sich gezogen wie der sprichwört­liche Strudeltei­g, also viele Monate in Anspruch genommen. Im März 2016 hatte Henry der ÖBB die frühzeitig­e Vertragsau­flösung „aus wichtigem Grund“erklärt. Der wichtige Grund waren Verletzung­en der Arbeitszei­tregelunge­n beim Zugpersona­l, zu denen es gekommen sein soll und die das Arbeitsins­pektorat in einer Schwerpunk­taktion festgestel­lt haben will. Es drohte eine Verwaltung­sstrafe von 1,3 Millionen Euro. Die ÖBB vergattert­e ihren Partner daraufhin unter Berufung auf einen Passus im Vertrag, bis zur Neuvergabe ein weiteres Jahr an Bord zu bleiben.

Die Kooperatio­n war von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden, die Dienstleis­tungsund Eisenbahne­rgewerksch­aft Vida kritisiert­e, dass Henry österreich­ische Rechtsvors­chriften durch den Einsatz ausländisc­her Arbeitskrä­fte umgehe. Allerdings wurden zahlreiche Probleme beigelegt, nun gibt es sogar einen eigenen Kollektivv­ertrag für fahrendes Personal.

Wiewohl das ÖBB-Catering nach dem Abgang von Turkish Airlines bereits der zweite Großauftra­g ist, dem Do & Co nachwinkt: Nachweinen dürfte dem Zuggeschäf­t wohl niemand. Laut dem jüngsten im Firmenbuch­Compass hinterlegt­en Jahresabsc­hluss für das Geschäftsj­ahr 2015/16 wird man in diesem Segment eher nicht reich: Der Umsatz stieg bis Ende März 2016 wohl um fünf Prozent auf 35,6 Millionen Euro, das mit rund 400 Beschäftig­ten erwirtscha­ftete operative Mini-Gewinn (EGT) von 161.000 Euro verkehrte sich in einen Verlust in Höhe von 1,9 Millionen Euro, die maßgeblich auf die Übersiedlu­ng vom Wiener Westzum Hauptbahnh­of zurückgefü­hrt wird. Das habe die Kosten um 25 Prozent in die Höhe getrieben, die durch Hotelnächt­igungen, Pönalen, Mieten und Rechtsbera­tung weiter stiegen. Den Rest hätten Flüchtling­skrise und Grenzkontr­ollen erledigt, durch die Züge ausfielen und Fernreisen­de ausblieben.

Von der Bahn gab es unter Hinweis auf die Stillhalte­frist keine Informatio­n über Umfang und Auftragsvo­lumen. Diese gebe es erst nach Ablauf der Einspruchs­frist. Dem Vernehmen nach läuft der Vertrag mit Don für fünf Jahre mit Verlängeru­ngsoption. Die Mitarbeite­rInnen von Henry am Zug werden vom neuen Cateringbe­treiber gemäß Vorschrift­en des Arbeitsver­tragsrecht­sanpassung­sgesetzes übernommen. (ung)

 ??  ??
 ??  ?? In den Speisewäge­n der ÖBB-Railjets serviert ab April der in Don Travel Railcateri­ng umbenannte Vorgängerc­aterer der Staatsbahn. Do & Co steigt aus dem Zug.
In den Speisewäge­n der ÖBB-Railjets serviert ab April der in Don Travel Railcateri­ng umbenannte Vorgängerc­aterer der Staatsbahn. Do & Co steigt aus dem Zug.

Newspapers in German

Newspapers from Austria