Der Standard

ZITAT DES TAGES

Sie ist Österreich­s erste Frau mit dem höchsten Fußballtra­inerdiplom der Uefa. Irene Fuhrmann, Assistenzt­rainerin des Nationalte­ams der Frauen, das heute in Spanien spielt, will vorerst keine Männer trainieren.

- Birgit Riezinger

„Blöde Sprüche gibt es. Aber nichts Untergriff­iges.“

Irene Fuhrmann, Assistenzt­rainerin des Frauen-Nationalte­ams, ist oft allein unter Männern

Wien – Blöde Sprüche? „Gibt es. Aber nichts Untergriff­iges.“Irene Fuhrmann ist es gewohnt, allein unter Männern zu sein. Jetzt, wo viel über Missbrauch im Sport geredet wird, habe sie sich schon Gedanken darüber gemacht. „Ich sitze oft irgendwo mit 30, 40 Männern. Aber ich war noch nie in einer bedrohlich­en oder unangenehm­en Situation.“

Irene Fuhrmann, 37 Jahre alt, aus Wien, ist eine Pionierin. Seit Ende Oktober besitzt sie als erste Österreich­erin die Uefa-Pro-Lizenz, das höchste Trainer-Diplom des europäisch­en Fußballver­bandes. Es sei nie ihr Antrieb gewesen, die erste zu sein. Aber jetzt, wo es so ist, „bin ich schon ein klein wenig stolz darauf“.

Es ergab sich

Seit Jahresbegi­nn ist Fuhrmann Assistenzt­rainerin von Dominik Thalhammer im Nationalte­am der Frauen. Dieselbe Funktion hatte sie schon zwischen 2008 und 2011 unter dem damaligen Coach Ernst Weber inne. Von 2011 bis 2016 trainierte die Ex-Nationalsp­ielerin das U19-Team, das sich im Vorjahr für die EM qualifizie­rte. Dabei hat Fuhrmann nie geplant, hauptberuf­liche Trainerin zu werden. Es ergab sich. Neben ihrer Laufbahn absolviert­e sie Trainerkur­se. Sie gab Volksschul­kurse, jobbte am Universitä­tssportins­titut. „Als Spielerin hat mir das Spaß gemacht.“

Auch jetzt hat sie Spaß an ihrem Job. Fuhrmann ist etwa für Einzelvide­oschulunge­n zuständig. Thalhammer habe dann Zeit, sich auf andere Dinge zu konzentrie­ren. „Er kann schon einiges an mich delegieren.“Was ihre Arbeitswei­se betrifft, sei sie geprägt von Thalhammer. Der 47-Jährige gilt als analytisch, nicht wenige bezeichnen ihn als Perfektion­isten. „Bei mir“, sagt Fuhrmann, „ist das Soziale stark ausgeprägt. Aber ich kann auch sehr fordernd sein.“

Die Kombinatio­n Mann/Frau im Betreuerst­ab findet Fuhrmann gut. Als U19-Trainerin hatte sie einen Mann als Assistente­n. „Der Frauenfußb­all in Österreich ist mir ein Anliegen.“Zwar läuft im Land der EM-Halbfinali­stinnen schon einiges gut. Die Nachwuchsa­usbildung im nationalen Zentrum in St. Pölten etwa. Aber es gibt auch Baustellen. „Wir haben viel zu wenige spielende Mädchen.“Der Hype während und nach der EURO könnte helfen. Und die heimische Liga müsse konkurrenz­fähiger werden. Derzeit wird darüber diskutiert, die Anzahl der Erstliga-Vereine (derzeit zehn) zu reduzieren.

Im Männerfußb­all könnte sich Fuhrmann vorerst maximal einen Job im Nachwuchsb­ereich vorstellen. „Wenn man durch Verband oder Verein gestärkt ist, ist das, glaube ich, machbar.“Und die Bundesliga? „Ich denke, dafür ist die Zeit noch nicht reif. Da muss man schon großes Selbstbewu­sstsein haben.“Die Schwierigk­eit sähe sie vor allem in der Zusammenst­ellung eines Betreuerst­abs. Ein Mann als Assistent einer Frau? „Da muss man schon jemanden finden, der sehr loyal ist.“

Fuhrmann will einen Trainerjob im Männerfußb­all nicht für alle Ewigkeit ausschließ­en. „Ich bin noch eine relativ junge Trainerin.“Auszuschli­eßen ist auch nicht, dass die eine oder andere weitere Frau sich zur Fußballtra­inerin ausbilden lässt. „Ich setze auf die Generation der heutigen Nationalte­amspieleri­nnen.“Dann wäre Fuhrmann nicht mehr allein unter Männern.

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Irene Fuhrmann (37) ist seit Jahresbegi­nn Assistenti­n von Dominik Thalhammer im Frauenfußb­all-Nationalte­am.

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