Der Standard

Afrika als geopolitis­cher Brennpunkt für Frankreich

Staatspräs­ident Macron hofft beim EU-Afrika- Gipfel auf Unterstütz­ung Deutschlan­ds für Militärmis­sion

- Stefan Brändle aus Paris

Es ist die „andere“Front – weniger medialisie­rt als der Krieg in Syrien, aber ebenso umkämpft und ohne absehbares Ende: Frankreich befindet sich in der Sahara-Region Malis seit 2013 im Einsatz gegen Terrormili­zen wie Aqmi oder Ansar Dine. Die Zahl dieser auf mehrere Staaten verstreute­n Kämpfer wird auf 3000 geschätzt. Die Franzosen, mit 4000 Mann vor Ort, werden durch Sondereinh­eiten (COS) sowie wüstenerpr­obte Fremdenleg­ionäre verstärkt.

Auf Ersuchen der malischen Regierung warfen sie die Jihadisten 2013 relativ schnell zurück, doch die Gefahr ist keineswegs gebannt – die französisc­he Operation Barkhane bleibt im Dauereinsa­tz.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hatte bei einem Blitzbesuc­h in Mali gleich nach seiner Wahl im Mai klargemach­t, dass er die Barkhane-Strategie seines Vorgängers François Hollande weiterführ­en will. Selbstvers­tändlich ist das nicht. Die Militärope­ration kostet 600 Millionen Euro im Jahr. Für Frankreich, das in Afrika mehrere Militärstü­tzpunkte unterhält, ist dies der Preis für geopolitis­chen Einfluss und Wirtschaft­sbeziehung­en mit seinem ehemaligen Kolonialge­biet.

Vor diesem Hintergrun­d reist Macron am heutigen Dienstag zu einer Afrikatour­nee: In Burkina Faso will er für mehr regionales Engagement plädieren. Bevor Macron seine Tour in Ghana abschließt, reist er am Mittwoch nach Côte d’Ivoire (Elfenbeink­üste), zum EU-Afrika-Gipfel. Auch dort wollen die Franzosen um Rückendeck­ung für Barkhane ersuchen. Eine militärisc­he oder finanziell­e Beteiligun­g kommt aber zum Beispiel für Deutschlan­d nicht infrage. Doch nur wenn Paris und Berlin gemeinsam agieren, kann Westafrika mehr Sicherheit und Zukunftspe­rspektive gegeben werden. pKorrespon­dentenberi­cht dSt.at/Frankreich

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