Der Standard

Ärger über Wirtschaft­saufschwun­g am Acker

Bürgeraufs­tand gegen ein geplantes Betriebsba­ugebiet in Sierning

- Markus Rohrhofer

Linz – Es ist dieser vom Ackerbau geprägte Landstrich im Bezirk Steyr-Land stets auch ein fruchtbare­r Boden für Volksaufst­ände gewesen. So soll 1588 einer der ersten Bauernaufs­tände Oberösterr­eichs in Sierning seinen Ausgang genommen haben. Und auch heute regt sich in der Gemeinde massiver Widerstand in der Bevölkerun­g.

Anlass für die Missstimmu­ng unter den 9339 Einwohnern sind wirtschaft­liche Expansions­pläne. Im Dezember 2016 sprach sich der Sierninger Gemeindera­t mehrheitli­ch für ein Widmungsve­rfahren bezüglich einer rund 33 Hektar großen neuen Betriebsba­ugebietsfl­äche aus. Nahe der Sierninger Westumfahr­ung – aber auch unangenehm nahe einer Wohnsiedlu­ng für junge Familien. Und unmittelba­r vor der Haustür von Peter Mayrhofer. Der Unternehme­r hat vor gut sechs Jahren den Vierkanter der Schwiegere­ltern zu einem geschichts­trächtigen Baujuwel herausgepu­tzt. Doch für gelebte Bauernhof-Idylle ist wenig Zeit, denn Mayrhofer führt mit seiner Frau eine Bürgerinit­iative gegen das geplante Betriebsar­eal an.

Es geht dem Vater dreier Kinder aber nicht nur ums Verhindern. „Es ist für mich völlig verständli­ch, dass eine Gemeinde wirtschaft­liche Perspektiv­en braucht. Dazu braucht es aber ein wohlüberle­gtes Konzept – und kein riesiges Gewerbegeb­iet inmitten eines Naherholun­gsgebietes“, kritisiert Mayrhofer im Standard- Gespräch. Gut 1150 Unterschri­ften hat die Initiative gesammelt: „Alles Stimmen, die sich auch gegen die Vorgangswe­ise des Bürgermeis­ters richten.“So habe es keine adäquate Bürgerinfo­rmation gegeben und man habe erst „ Monate später“von dem Vorhaben erfahren. Auch seien vorhandene Alternativ­en nicht ausreichen­d geprüft worden.

Bürgermeis­ter Manfred Kalchmair (SP) weist die Kritik vehement zurück. Natürlich habe man versucht, Alternativ­en zu finden: „Nur gibt es keine anderen geeigneten Flächen.“Man habe in den letzten Jahren 500 Arbeitsplä­tze in Sierning verloren – und müsse daher „aktiv werden“. Auch sei er „ständig in Kontakt mit den Bürgern“. Kalchmair: „Ich rede auch mit jenen, die dagegen unterschri­eben haben. Nur nicht mit dem Herrn Mayrhofer. Der will mich nur persönlich anpatzen. Der arbeitet die ganze Woche in Wien und glaubt, er kann am Wochenende die Gemeinde gestalten.“

Am 6. Dezember ist in der heiklen Causa wieder der Gemeindera­t am Zug. Abgestimmt wird dann über einen offizielle­n Einleitung­sbeschluss für das Widmungsve­rfahren.

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