Mordverdächtiger flüchtete mit Kindern
Mann soll Ehefrau erstochen haben, Jugendamt betreute syrische Familie
Wien – Die Wiener Polizei fahndet mit Nachdruck nach einem 40-jährigen Mann, der im Verdacht steht, in Wien-Rudolfsheim seine 31-jährige Frau erstochen zu haben. Er soll mit vier Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren auf der Flucht sein.
Nach Auskunft der Polizei handelt es sich um eine syrische Familie. Angehörige, die ebenfalls in Wien leben, hätten Sonntagabend Alarm geschlagen, weil sie die Frau telefonisch nicht erreichten. Die Polizei öffnete die Tür der Wohnung in der Felberstraße unweit des Technischen Museums und fand die Leiche. Ein Küchenmesser, wahrscheinlich die Tatwaffe, lag daneben.
Wegweisung wegen Gewalt
Der mutmaßliche Täter sei in der Vergangenheit bereits mehrmals wegen familiärer Gewalt aufgefallen, hieß es am Montag bei der Polizei auf Anfrage des STANDARD. Zweimal sei gegen ihn ein vorübergehendes Betretungsverbot verhängt worden, zuletzt vor ein paar Monaten. Nähere Informationen gab es aus kriminaltaktischen Gründen vorerst nicht.
Da Nachbarn den Verdächtigen noch am Sonntag mit einem Koffer gesehen haben wollen, ist nicht auszuschließen, dass er sich mit den vier Kindern – drei Mädchen und einem Bub – ins Ausland absetzen wollte. Die Flüchtlingsfamilie besitzt aber kein Auto. Der 40-Jährige wird jedenfalls per internationalem Haftbefehl gesucht.
In psychiatrischer Behandlung
Das Jugendamt war nach den Wegweisungen des Vaters mit der Familie und deren Schutz befasst. Der Mann habe psychische Probleme gehabt, sei seit März in psychiatrischer Behandlung gestanden und habe gut auf die Therapie angesprochen, so Herta Staffa von der zuständigen Magistratsabteilung 11 zum STANDARD. Die Kinder hätten sich vor allem dank des Engagements der Mutter sehr gut entwickelt. Zuletzt habe es keine Hinweise auf eine Eskalation der familiären Situation gegeben. Der Vater habe freiwillig die medikamentös gestützte Therapie fortgesetzt. Möglicherweise hat er die Medikamente selbstständig abgesetzt.
Die auf Kriegs- und Folterüberlebende spezialisierte Hilfseinrichtung Hemayat in Wien verzeichnete zuletzt einen starken Anstieg an Klienten. Von Jänner bis Mai 2017 verzeichnete man 4348 Betreuungsstunden (Jänner bis Mai 2016: 2856). Die Warteliste habe sich seit 2014 verdoppelt. Im Sommer warteten 400 Menschen auf einen Therapieplatz. Das Team von Hemayat (Persisch für Betreuung) besteht u. a. aus vier Ärzten, drei Psychologen und 37 Psychotherapeuten.