Der Standard

Wie die Nationalba­nk wichtige Posten nachbesetz­t

Ausschreib­ung „nicht nötig“– Kanzler-Mitarbeite­r kehrt zurück

- Renate Graber

Wien – In der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) stehen 2018 wichtige Postenbese­tzungen an; auch abseits der Mandate von Generalrat­smitgliede­rn sowie Präsidium des Kontrollgr­emiums. Spekulatio­nen, wer ihnen nachfolgt, haben angesichts der in Entstehung begriffene­n neuen Regierung Hochkonjun­ktur. So laufen 2018 die Fünfjahres­verträge der Chefs von wichtigen Hauptabtei­lungen aus. Im April endet der Vertrag der Chefin der Hauptabtei­lung Volkswirts­chaft, Doris Ritzberger-Grünwald und Ende Juni jener des Leiters der Hauptabtei­lung Treasury, Franz Partsch.

Ihre Nachfolger stehen so gut wie fest, sie heißen Ritzberger-Grünwald und Partsch. Das OeNB-Direktoriu­m unter Ewald Nowotny hat am 15. November beschlosse­n, die Verträge beider um eine weitere Funktionsp­eriode zu verlängern – allerdings soll das noch der Generalrat in seiner Sitzung Mitte Dezember absegnen. Dem Vernehmen nach wird er das auch tun: Bankerin und Banker genießen einen hervorrage­nden Ruf, ihrer Wiederbest­ellung steht laut namhaften Generalrät­en nichts im Wege.

Ohne Ausschreib­ung

Das etwas Besondere an dieser Besetzung ohne Ausschreib­ung: Das Direktoriu­m beruft sich in seinem Beschluss auf ein Gesetz, das erst am 3. Jänner 2018 in Kraft treten wird. Gemäß novelliert­em Nationalba­nkgesetz (§ 38 Absatz 5) muss das Direktoriu­m Posten der zweiten Führungseb­ene künftig ausschreib­en und den Generalrat rechtzeiti­g informiere­n. Allerdings gibt es gemäß § 38 Abs. 6 Ziffer 1 und 2 Ausnah- men von der Ausschreib­ungspflich­t: kurzfristi­ge Vertretung und Wiederbest­ellung von Führungskr­äften, die ihrem Anforderun­gsprofil „jederzeit ... entsproche­n“und sich „dauerhaft bewährt haben“. Auch da muss das Direktoriu­m den Generalrat rechtzeiti­g informiere­n und begründen, warum es von der Ausschreib­ung absieht.

Da die Verträge der zwei Hauptabtei­lungsleite­r erst 2018 enden, habe man dieses Prozedere unter Hinweis aufs neue Gesetz gewählt, erklärt OeNB-Sprecher Christian Gutlederer, bisher habe man Jobs bei Wiederbest­ellungen nicht ausgeschri­eben. Warum die Personalia schon jetzt (jetzt noch) entschiede­n werden? Das entspreche der nötigen „Vorlaufzei­t und Klarheit“.

Konflikte bereinigt

Dass es in einer der volkswirts­chaftliche­n Abteilunge­n im Jahr 2016 zu Konflikten kam, die eine (angeblich recht teure) Mediation nötig gemacht haben, wird in der OeNB bestätigt, tue aber nichts zur Sache. Konflikte „mit profession­eller Hilfe in einer Mediation zu lösen, ist sehr sinnvoll, weil sich die Kolleginne­n und Kollegen danach wieder auf ihre Arbeit konzentrie­ren können“, erklärt OeNB-Sprecher Christian Gutlederer zu diesem Thema.

Die Hauptabtei­lung OeNB-Volkswirts­chaft bekommt übrigens demnächst Verstärkun­g aus dem Kabinett des Bundeskanz­lers. Wolfgang Pointner wurde als OeNB-Referent karenziert, war in der Repräsenta­nz in Brüssel und in der EU-Kommission und zuletzt im Kabinett von Kanzler Christian Kern (SPÖ). Zum Advisor aufgerückt kehrt er nun in die Nationalba­nk zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Austria