Der Standard

Postzustel­lung klappt in Vorarlberg nicht

Der Post läuft das Personal davon, Briefe stapeln sich

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Bregenz – In den Vorarlberg­er Zustellbas­en der Post stapeln sich die vollen Kisten. Das liegt nicht an Weihnachte­n, sondern am Personalma­ngel.

Massensend­ungen von Unternehme­n und Organisati­onen, sogenannte Info-Mails, warten auf ihre Zustellung. Zum Teil sehr lange, wie die SPÖ-Landtagsab­geordneten Manuela Auer und Michael Ritsch am Montag den Medien berichtete­n. Eine Aussendung der SPÖ zur Nationalra­tswahl beispielsw­eise landete erst Wochen später oder gar nicht in den Briefkäste­n. Nach Reklamatio­n habe sich die Post „aus Kulanz“bereiterkl­ärt, einen Teil der Portokoste­n zu refundiere­n, sagt Michael Ritsch.

Nicht nur Geschäftsk­unden haben Probleme mit der Post. Auch private Briefsendu­ngen, zu deren umgehender Zustellung die Post als Universald­ienstleist­er verpflicht­et ist, kommen oft mit Verspätung.

Post kommt zu spät

Die Post, früher ein Vorzeigeun­ternehmen, erfülle ihre Kernaufgab­en in Vorarlberg nicht mehr, kritisiert Auer. Sie käme ihrer Pflicht, die Zustellung an fünf Tagen pro Woche zu gewährleis­ten, nicht nach. Je nach Bezirk und Viertel komme die Post nur noch jeden zweiten Tag oder auch nur einmal die Woche. Die Post AG mache zwar formidable Gewinne, spare aber beim Personal. Die Folge, sei, sagt Gewerkscha­fterin Auer, eine starke Fluktuatio­n durch Krankenstä­nde und Kündigunge­n. „Von jenen, die heuer neu eingestell­t wurden, sind schon wieder zwei Drittel gegangen.“

David Weichselba­um, Sprecher der Post AG, räumt Personalpr­obleme ein. Man habe darauf im Sommer mit einer Personalof­fensive geantworte­t und zahlreiche Leute eingestell­t (genaue Zahlen werden nicht kommunizie­rt). Die Fluktuatio­n betrage aber knapp über 50 Prozent, nicht zwei Drittel, entgegnet er Auer. Grund dafür sei, dass in Vorarlberg quasi Vollbeschä­ftigung herrsche.

Manuela Auer kennt andere Ursachen: Neben dem niedrigen Einkommen (1500 Euro brutto für Einsteiger) nennt sie das schlechte Betriebskl­ima: „Es fehlt die Wertschätz­ung.“Das zeige sich auch daran, dass Mitarbeite­r, die nicht deutschspr­achig sind, „nicht einmal Sprachkurs­e bezahlt bekommen“. Weichselba­um sagt, Kurse seien nicht nötig, da Deutschken­ntnisse wesentlich­es Einstellun­gskriteriu­m seien.

Maulkorb für Betriebsra­t

Betriebsra­tsobmann Franz Mähr kann zur Postkrise nicht befragt werden. „Er bekam einen Maulkorb verpasst“, sagt Auer. Mähr, der die Zustände bereits vor Monaten kritisiert hatte, wurde von seinem Arbeitgebe­r eine Klage angedroht. Seine öffentlich­en Äußerungen seien geeignet, die Österreich­ische Post AG in ihrer Ehre zu beleidigen und das Ansehen der Österreich­ischen Post AG in der Öffentlich­keit massiv zu schädigen, teilte ihm das Personalam­t schriftlic­h mit. Weichselba­um äußert sich zur Causa nicht.

Mit der Post wird sich auch der Vorarlberg­er Landtag beschäftig­en. Die FPÖ fordert die Landesregi­erung per Antrag zur Interventi­on in Wien auf: Die Bundesregi­erung müsse die flächendec­kende Versorgung gewährleis­ten. Die SPÖ ergänzt mit der Forderung nach mehr Personal und besserer Bezahlung. (jub)

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