Der Standard

Lobbyschla­cht um Auslandste­lefonie

EU-Abgeordnet­e wollen Aus für Gebühren, Mobilfunke­r einen Deal

- Markus Sulzbacher

Brüssel/Wien – Nach dem Wegfall der Roaminggeb­ühren im Sommer dieses Jahres sollen nun auch die Zusatzkost­en für Telefonate ins EU-Ausland fallen. Diese sollen dann ins Ausland gleich viel kosten wie jene im Inland. Derzeit ist ein Anruf oder eine SMS von daheim ins EU-Ausland durchschni­ttlich dreimal so teuer wie ein Inlandsges­präch. Politiker unterschie­dlicher Fraktionen, wie der ÖVP-Europaabge­ordnete Paul Rübig, trommeln schon seit Monaten besonders laut gegen diese Gebühren an.

Die Telekomfir­men wollen allerdings nicht so einfach in diesen sauren Apfel beißen. Wie schon bei der Abschaffun­g der Roaminggeb­ühren sind ihre Lobbyisten bereits höchst aktiv, erzählt Michel Reimon, EU-Abgeordnet­er der Grünen, dem STANDARD: „Sie lobbyieren dafür, einen Ausgleich zu bekommen und das Geld woanders zu verdienen.“

Eine ihrer Forderunge­n ist eine Lockerung der Netzneutra­lität, deren Grundsatz besagt, dass alle Datenström­e gleich behandelt werden müssen. Eine Bevorzugun­g mancher Dienste – etwa von Streaminga­nbietern wie Netflix oder Spotify – ist nicht erlaubt. Einige Anbieter ignorieren das jedoch. Erst vor wenigen Wochen hat sich der heimische Marktführe­r A1 mit einem neuen Streaminga­ngebot ein Verfahren eingehande­lt, da es gegen die Regelung verstoßen soll.

Preisansti­eg für Telefonate?

Für Reimon wäre die Abschaffun­g der Netzneutra­lität das Ende des freien Netzes. Er befürchtet auch, dass die Preise für das Telefonier­en und Surfen steigen werden, wenn für die Nutzung von Diensten wie Whatsapp oder Facebook zusätzlich­e Gebühren verlangt werden können. Ergänzend wünschen sich die Mobilfunke­r eine Schwächung der nationalen Telekomreg­ulierungsb­ehörden, die auch für die Umsetzung der Netzneutra­lität zuständig sind.

Wohin die Reise geht, wird sich am 6. Dezember zeigen. Dann findet die nächste Verhandlun­gsrunde zwischen den EU-Institutio­nen über die Abschaffun­g der Zuschläge statt. Für Mobilfunke­r dürfte die Abschaffun­g der Gebühren für Auslandste­lefonate letztlich jedoch kein großes Malheur sein, da die Kosten für Sprachtele­fonate gering sind – im Gegensatz zu jenen für die Datennutzu­ng.

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