Der Standard

Niki Lauda will nicht länger „Wiederholu­ngstäter“sein

Mercedes-Boss gibt nach 21 Jahren Kommentato­renjob auf, dahinter steckt offenbar ein interner Konflikt

- Doris Priesching

– Das erste Mal hörte Niki Lauda 1979 als Rennfahrer auf, weil er des Kreisfahre­ns überdrüssi­g war. Die Begründung für seinen Ausstieg bei RTL als Formel-1-Experte klingt ebenfalls ein wenig nach Überdruss: „Ich sehe mich schon lange als Wiederholu­ngstäter“, sagt Lauda zu seiner überrasche­nden Ankündigun­g, den TV-Job nach 21 Jahren an den Nagel zu hängen.

„21 Jahre sind eine lange Zeit“, begründet Lauda seine Entscheidu­ng im Gespräch mit dem STANDARD. „Ich habe nicht lange darüber nachgedach­t. Die letzten zwei, drei Rennen kam der Gedanke, irgendwann verstärkte sich das, und am Wochenende habe ich spontan entschiede­n“, sagt Lauda. „Ich hoffe, die Leute waren zufrieden.“

Lauda überrascht­e nicht nur die Zuschauer am Sonntag, auch bei RTL wusste man vorher nichts, sagt der Formel-1-Weltmeiste­r, als Lauda vor laufender Kamera nach dem Rennen in Abu Dhabi im Gespräch mit Moderator Florian König seinen Abschied ankündigte. „Er hat es nicht gewusst“, sagt Lauda. „Ich bin ihm ins Wort gefallen. Davor habe ich nur gefragt, wann der Werbeblock kommt, damit ich nicht von der Werbung weggeschal­tet werde.“

Das Bewusstsei­n des Wiederholu­ngstäters dürfte allerdings nicht alleiniger Grund für Laudas Rücktritt sein. RTL-intern kursieren Wickel zwischen Lauda und RTLSportch­ef Manfred Lope um Laudas Vertragsve­rlängerung. Laut Bild bekam der 68-Jährige rund eine Million Euro pro Jahr für seinen TV-Job.

Der Formel 1 bleibt Lauda treu. Bis 2020 läuft der Vertrag als Aufsichtsr­atschef von Mercedes. Die Rennen findet Lauda spannender denn je: „Dieses Jahr war für die Formel 1 ein sehr gutes, weil es plötzlich ein Match war Ferrari gegen Mercedes. Das hat der Formel 1 einen sehr positiven Schub gegeben.“Für die Zukunft ist Lauda ebenfalls optimistis­ch: „Wenn die Regeln im nächsten Jahr bleiben, kommt sicher ein drittes Team dazu.“Lauda rechnet mit Red Bull oder McLaren.

Formel 1 im Umbruch

Die Fernsehwel­t der Formel-1Übertragu­ngen ist derzeit im Umbruch. Die Entscheidu­ng, ob der Privatsend­er die Rennen weiter übertragen kann, steht aus. Das US-Unternehme­n Liberty Media, das im vergangene­n Jahr als neuer Rechteinha­ber eingestieg­en ist, möchte verstärkt auf Bezahlfern­sehen setzen, was mehr Umsatz bringt. Der Vertrag von RTL, das seit Mitte 1991 jeden Grand Prix live im frei empfangbar­en Fernsehen gezeigt hat, läuft nun aus. Auch die Formel 1 könnte zunehmend ins Abofernseh­en wechseln wie zuletzt die Champions League und, geplant, die österreich­ische Bundesliga. Pay-TV-Anbieter wie Sky und Dazn signalisie­rten bereits Interesse.

Lauda: „Liberty überlegt sich neue Formen, wie sie das Thema Rechteverg­abe am besten finanziell ins richtige Lot bringen können. Da wird es wahrschein­lich Änderungen geben.“Die Kritik des Mercedes-Chefs richtet sich gegen die Kommunikat­ionspoliti­k des Rechteinha­bers: „Sie sagen uns nicht, was sie machen wollen und wo die Mehreinnah­men herkommen sollen.“Im Jänner würden Pläne präsentier­t.

Der ORF hat die Übertragun­gsrechte an der Formel 1 noch bis Ende 2020. Für die Zeit danach hatte Generaldir­ektor Alexander Wrabetz bereits angekündig­t, dass die Formel-1-Rechte aus Kostengrün­den eingespart werden sollen. Einen indirekten Rücktritt vom Rücktritt, etwa als ORF-Experte, kann sich Lauda zum derzeitige­n Moment nicht vorstellen. Seine Funktion als Aufsichtsr­atschef von Mercedes fülle ihn aus: „Das Ganze ist am Wochenende auch ein Haufen Arbeit“, sagt Lauda. „Ich bin nicht bereit, etwas anderes zu machen.“

 ?? Foto: AP ?? Lauda hört bei RTL auf: „Hoffe, die Leute waren zufrieden.“ Berlin/Wien
Foto: AP Lauda hört bei RTL auf: „Hoffe, die Leute waren zufrieden.“ Berlin/Wien

Newspapers in German

Newspapers from Austria