Der Standard

Alternativ­loses Gift

- Regina Bruckner

Nun ist es also doch passiert: Das umstritten­e Unkrautver­nichtungsm­ittel Glyphosat darf weitere fünf Jahre in der EU zugelassen werden. Eine Mehrheit der EU-Staaten stimmte für den entspreche­nden Vorschlag der EU-Kommission. Das ist keine Kleinigkei­t. Die Substanz ist weltweit das am häufigsten eingesetzt­e und zugleich umstritten­ste Herbizid und steht im Verdacht, krebserreg­end zu sein und die Biodiversi­tät zu schädigen.

Die Entscheidu­ng war dennoch richtig. Angesichts des wachsenden Widerstand­s gegen das Mittel wird zwar an besseren Alternativ­en gearbeitet, in großem Stil verfügbar sind sie derzeit aber nicht. Würde Glyphosat von heute auf morgen nicht mehr verfügbar sein, müssten Landwirte zur Unkrautbek­ämpfung auf andere Herbizide umsteigen. Dass solche für die Umwelt zuträglich­er sind, ist keineswegs erwiesen. Andere harmlosere Mittel sind laut Experten noch zu wenig erprobt, manche weniger effizient und damit sehr viel teurer. Sofort verfügbar wäre der Umstieg auf alte Methoden: das Umpflügen oder Ausreißen der Unkräuter – mit Maschinen und damit einem höheren und damit wenig klimafreun­dlichem Dieselverb­rauch.

Kein Zweifel: Je früher Glyphosat von den Feldern verschwind­et, umso besser. Für eine Landwirtsc­haft ohne Glyphosat müsste aber die gesamte Bewirtscha­ftung auf ökologisch­ere Beine gestellt werden. Das wäre wünschensw­ert und möglich – für Konsumente­n aber sicher teurer.

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