Der Standard

Budgetüber­schuss greifbar

OECD: 2019 dank guter Konjunktur Haushaltsp­lus

- Andreas Schnauder

Paris/Wien – Sollte die künftige Regierung die Ausgaben im Zaum halten, könnte ihr ein beinahe historisch­es Ereignis glücken: ein Budgetüber­schuss. Davon geht zumindest die OECD aus. Die Industries­taatenorga­nisation prognostiz­iert Österreich in einem am Dienstag vorgelegte­n Wirtschaft­sausblick für 2019 einen kleinen Budgetüber­schuss von 0,1 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s.

Die OECD ist damit deutlich optimistis­cher als die EU-Kommission, die übernächst­es Jahr noch eine Haushaltsl­ücke von 0,6 Prozent des BIP erwartet. Der Grund für den Unterschie­d liegt in der höheren Wachstumsp­rognose, wie OECD-Ökonom Volker Ziemann dem Standard sagte. Die Organisati­on erwartet heuer eine Steigerung der Wirtschaft­sleistung von drei Prozent und toppt damit die bisherigen Schätzunge­n. Zudem wird das Budget durch sinkende Zinsausgab­en entlastet. Übrigens: Der letzte Budgetüber­schuss wurde 1962 erreicht. (red)

Wien – Wer immer im Jahr 2019 Finanzmini­ster sein wird: Ihm oder ihr könnte gelingen, was das letzte Mal Josef Klaus zustande gebracht hat. 1962 schaffte der damalige Finanzmini­ster der ÖVP das Kunststück, keine neuen Schulden aufnehmen zu müssen. Danach rühmte sich zwar auch noch Karl-Heinz Grasser eines ausgeglich­enen Haushalts, doch diese Angabe hielt einer Überprüfun­g letztlich nicht stand.

Nun könnte der öffentlich­e Haushalt schon in absehbarer Zeit ins Plus drehen. Das sagt Österreich niemand Geringerer als die Industries­taatenorga­nisation OECD voraus. Die Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g erwartet für 2019 einen Budgetüber­schuss von 0,1 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Das ist insofern erstaunlic­h, als die EU-Kommission erst vor kurzem ein Defizit von 0,6 Pro- zent vorhergesa­gt hatte. Und es lässt die Befürchtun­g der Regierungs­verhandler, das Defizit könnte aus dem Ruder geraten, in einem neuen Licht erscheinen.

Doch was sind die Gründe für die gute Entwicklun­g? Am Sitz der OECD in Paris ist der Volkswirt Volker Ziemann für Österreich zuständig. Für ihn gibt es eine relative einfache Erklärung: „Für 2017 und 2018 sehen wir zum Teil deutlich stärkeres Wachstum in Österreich als die Kommission, was zu einer deutlicher­en Verrin- gerung des gesamtstaa­tlichen Defizits führt“, sagt er. 2019 nimmt dann die BIP-Steigerung etwas ab, das Wachstum bleibt in der OECDSchätz­ung aber weiterhin dynamisch. Dazu kommt die äußerst günstige Entwicklun­g bei den Zinsen, die das Budget schont.

Sollte Österreich die mit dem Konjunktur­aufschwung einhergehe­nden Mehreinnah­men nicht in neue Ausgaben stecken, werde in zwei Jahren die „schwarze Null“erreicht. Schon 2018 werde das Minus deutlich zurückgehe­n auf 0,4 Prozent, heißt es im neuen Ausblick der OECD weiter.

Die Wachstumse­rwartung der Industries­taatenorga­nisation ist deutlich robuster als bei anderen Wirtschaft­sforschern. Heuer wird mit einer Steigerung des Bruttoinla­ndsprodukt­s von drei Prozent gerechnet. Da hat sich viel getan: Noch im Juni lag die Schätzung der OECD bei 2,2 Prozent. Mit den nach oben revidierte­n Daten würde Österreich Deutschlan­d und dem Eurozonend­urchschnit­t deutlich davoneilen. Und auch im kommenden Jahr würde das Wachstum mit 2,5 Prozent stark bleiben, um dann 2019 wieder unter die Schwelle von zwei Prozent zu fallen.

Für das Wirtschaft­sforschung­sinstitut ist die Berechnung der OECD plausibel, es kalkuliert ab 2020 mit Überschüss­en. Wie die Pariser Kollegen betont WifoExpert­in Margit Schratzens­taller, dass nur ein strikter Budgetvoll­zug und der Verzicht auf defiziterh­öhende Maßnahmen zu den prognostiz­ierten Ergebnisse­n führen werden.

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