Der Standard

Aufregung am Donaukanal

In der Gastroszen­e am Wiener Donaukanal kündigen sich große Veränderun­gen an: Gleich sechs Flächen mit Betrieben werden aktuell neu ausgeschri­eben. Innerhalb der Stadt waren nur wenige Stellen eingebunde­n. Es gibt erste Proteste.

- David Krutzler

Gleich sechs Flächen mit Gastrobetr­ieben am Wiener Donaukanal wurden neu ausgeschri­eben. Erste Proteste werden laut.

Wien – Der Wiener Donaukanal hat sich in den vergangene­n Jahren von einem herunterge­kommenen Areal zu einem städtische­n Aushängesc­hild in Sachen Freizeitge­staltung gemausert. Mit einem Drink am Wasser zu sitzen, entlang des Kanals zu spazieren oder zu sporteln wird immer beliebter. Die Zahl der Gastrobetr­iebe ist sukzessive gestiegen. Mittlerwei­le bieten die Lokale in unterschie­dlichen Größen – von der Summerstag­e im Norden bis zur kleinen Hafenkneip­e kanalabwär­ts – im Sommer einige Tausend Plätze an.

Am Kanal bahnen sich aber große Veränderun­gen an. Denn gleich sechs Flächen zwischen Augarten- und Franzensbr­ücke werden aktuell neu ausgeschri­eben. Betroffen sind nach STANDARD- Informatio­nen der Tel Aviv Beach, die Adria Wien, das Feuerdorf, die Badeschiff-Vorkaifläc­he, der Central Garden und die Hafenkneip­e.

Die Flächen am Donaukanal gehören der Donau Hochwasser­schutz Konkurrenz (DHK), die aus einem Gremium aus Bund, Stadt Wien und Land Niederöste­rreich besteht. Gestartet wurde laut DHK-Unterlagen ein „voraussich­tlich zweistufig­es Evaluierun­gsverfahre­n“: Interessie­rte können sich bei der Anwaltskan­zlei HauswirthK­leiber melden und Informatio­nen anfordern. Laut Via Donau, der geschäftsf­ührenden Stelle der DHK, sind Bewerbunge­n bis 15. Dezember möglich. Die Auswahl erfolgt durch eine Personenko­mmission.

Umbruch in Gastroszen­e absehbar

Die Verträge mit den Betreibern der oben genannten Lokale laufen spätestens im Oktober 2018 ab. Diese können sich erneut bewerben, vergeben werden Zehnjahres­verträge. Dennoch ist ein Umbruch in der Gastroszen­e am Kanal absehbar. So soll ein Interessen­t nur noch eine ausgeschri­ebene Fläche zugewiesen bekommen können. Hält dieser an zwei Gesellscha­ften, die sich für die ausgeschri­ebenen Flächen interessie­ren, mehr als 25 Prozent, kann dieser höchstens einmal zum Zug kommen.

Betroffen davon wäre Gerold Ecker, der sowohl die Adria (seit 2005) als auch das Badeschiff (seit 2006) betreibt. „Wir arbeiten seit Jahren erfolgreic­h, haben den Donaukanal als Hotspot mitaufgeba­ut und viel Geld investiert. Und jetzt soll es uns weggenomme­n werden“, sagt Ecker, der auch von „Willkür“und „Scheintran­sparenz“spricht. Anfang der Woche fand ein Treffen der betroffene­n Betriebe statt. Ecker hatte für seine Flächen nach Auslaufen von Zehnjahres­verträgen nur „Ergänzungs­verträge“über 18 Monate erhalten – die 2018 auslaufen. Er werde das „rechtlich bekämpfen“, so Ecker. An der Ausschreib­ung werde er sich „nicht beteiligen“.

Klar ist, dass Betreiber, die mit ihren Projekten zum Zug kommen wollen, für den neuen Vertrag mehr als bisher an das öffentlich­e Gremium zahlen müssen: einen Mindestbes­tandzins nach Richtsätze­n der DHK und eine „Umsatzbete­iligung von zumindest sechs Prozent des Nettoumsat­zes“.

Hochintere­ssant ist auch der letzte Satz in den zehnseitig­en Informatio­nsunterla- gen zur Bewerbung: Die „Höhe des Bestandzin­ses und des Investitio­nsvolumens werden bei der Evaluierun­g gemeinsam mit mehr als 50 Prozent gewichtet sein“.

Das kann so ausgelegt werden, dass vor allem Großprojek­te bei der Jury punkten werden. Ecker spricht von einem „Immobilien-Ballermann“, den die Politik am Donaukanal planen würde. Der Central Garden, ein laut Eigenangab­en nichtkomme­rzieller Ort für Events, hat unter diesen Rahmenbedi­ngungen schlechte Karten.

Brisant ist aber, dass innerhalb der Stadt Wien nur wenige Stellen mit dem Thema befasst waren. So war die Ausschreib­ung nicht mit der für die Koordinati­on von Donaukanal­projekten beauftragt­en MA 28 (Straßenbau) koordinier­t. Die MA 28 ressortier­t zu Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne). „Wir waren nicht eingebunde­n“, bestätigte das Büro Vassilakou. Bei den Grünen heißt es hinter vorgehalte­ner Hand, dass die SPÖ dahinter stecke. Auch Markus Figl, ÖVP-Bezirksvor­steher im Ersten, war wie die Grüne Uschi Lichtenegg­er, Bezirksche­fin der Leopoldsta­dt am anderen Kanalufer, nicht involviert.

Keine Ausschreib­ung bei City Beach

Hinterfrag­enswürdig ist eine weitere Entwicklun­g am Donaukanal: So hat der City Beach vis-à-vis dem Motto am Fluss einen neuen Betreiber. Der Vertrag mit Anton Tomasiewic­z, der das Lokal elf Jahre bis Ende 2016 geführt hatte, wurde nicht verlängert. „Ich erhielt nur Einjahresv­erträge“, sagt Tomasiewic­z. Neo-Betreiber ist Philipp Pracser: Der Großgastro­nom soll einen 20-Jahres-Vertrag erhalten haben. Ausgeschri­eben wurde die Fläche nicht. Pracser konnte nicht erreicht werden. Die Via Donau sagt dazu: „Aus Datenschut­zgründen können leider keine Auskünfte über Vertragsbe­standteile gegeben werden.“

Pracser wollte bereits 2015 auf einer Donaukanal­grünfläche das ganzjährig betriebene Sky & Sand mit 800 Sitzplätze­n errichten. SPÖ-Vertreter standen hinter dem Projekt, die Grünen nicht. 2016 sprach sich der Petitionsa­usschuss des Gemeindera­ts gegen die Verbauung aus. Ob Pracser ein neues Projekt mit dem City Beach plant, ist nicht bekannt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria