Der Standard

Chauffeuse­n-Paradies

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Als Ende September die Frauen in Saudi-Arabien den royalen – wenn man denn so sagen darf – Sanktus für das Chauffiere­n eines Kraftfahrz­eugs bekamen, erfuhr das staunende Publikum gleichzeit­ig, dass die Umsetzung noch ein Zeiterl dauern werde: Die Gesetzesla­ge müsse erst angepasst werden. Na ja, die Wüstensöhn­e und -töchter haben eben das Gendern von Texten, in diesem Fall von Verkehrsre­geln, noch nicht so drauf wie wir, dachte man sich: Wird schon werden.

Und es wird! Mittlerwei­le weiß man, wohin die Autoreise geht. Sie sind zu beneiden, die saudischen Damen! Es ist nämlich so: Wenn man sich schon über die von einem berühmten salafistis­chen Scheich geäußerten Bedenken in Bezug auf die Folgen des Lenkens eines Autos für die weiblichen Reprodukti­onsorgane (no joke) hinwegsetz­t, dann muss man doch gewisse andere Gefahren bannen.

Zum Beispiel jene, dass sich eine Autofahrer­in plötzlich têteà-tête mit einem Polizisten wiederfind­et, der sie angehalten hat, weil sie, na ja, zum Beispiel weil sie fährt wie ein g’sengtes Kamel. Um das zu vermeiden – nicht das g’sengte Kamel, sondern das Tête-à-Tête –, werden autofahren­de Frauen nicht angehalten und nicht befragt werden dürfen.

Es könnte sein, dass wir noch erleben, dass in Saudi-Arabien das schwarze Kopftuch und der Nikab bei Männern zum beliebten Kleidungss­tück wird. Zumindest wenn sie vorhaben, mit 200 durch Riad zu brettern.

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